Eine durchgeknallte Ballerina, eine wütende Mutter, ein Schachwunderkind, ein Superheldauflauf vom Feinsten, eine chaotische WG, ein Haufen abenteuerlustiger Teenager und noch einiges mehr – im Januar habe ich Lockdown sei Dank das Streamingspiel erneut mit großem Erfolg rauf und runter gespielt. Stay home heißt für mich definitiv stay on the couch. Und ja, ich liebe es und bereue nichts.

Da ich es allerdings niemals schaffen werde, hier jeden Film und jede Serienstaffel einzeln zu besprechen (Denn seien wir ehrlich: Die Zeit, in der ich schaue, ist die Zeit in der ich auch schreiben könnte – kann ich aber nicht, weil ich ja schaue. Hallo, Teufelskreis.), hier also in Kürze (oder doch nicht ganz so kurz) mein Film- und Serienmonat Januar.

Filme

127 Hours (Netflix): Nichts für alle, die unter Klaustrophobie leiden: James Franco spielt Bergsteiger Aron Ralston, der über fünf Tage in einer Felsspalte in einem Canyon in Utah feststeckt. Als Zuschauer*in ist man irgendwann von der Situation genauso zermürbt wie der gute Aron und wünscht sich nur noch, dass es für ihn vorbei ist – so oder so. So viel Drama auf so wenig Raum mit so wenigen Darstellern gibt’s wohl selten.

Black Swan (Netflix): Eine Ballerina ergattert endlich ihre Traumrolle – aber ihre Paranoia treibt sie daraufhin schlicht in den Wahnsinn. Natalie Portman mag die Hauptrolle toll spielen, aber mir war der Film einfach zu abgedreht. Die Vermischung von Realität und Fiktion ist sicherlich ein wirkungsvolles Stilmittel, war mir aber an einigen Stellen zu gewollt und zu viel. Kommt nicht auf meine Lieblingsfilmliste.

Captain America: The First Avenger (Disney+): Der Herr Koch und ich arbeiten uns weiter durch das Marvel Cinematic Universe und haben mit Captain America nun auch den letzten Helden von Phase 1 eingesammelt. Bisschen arg pathetisch, aber was soll man von „Captain America“ auch anderes erwarten? Danach war ich auf jeden Fall sehr gespannt auf den ersten Film mit mehreren Helden (s. u.).

Eddie The Eagle – Nichts ist unmöglich (Netflix): Die Geschichte von Eddie „The Eagle“ Edwards, der 1988 sensationell als Skispringer an den Olympischen Winterspielen in Calgary teilnahm, ist genauso wunderlich wie sympathisch. Ein totaler Wohlfühlfilm, dessen Botschaft „Nichts ist unmöglich, wenn du an dich glaubst“ in der aktuellen Zeit einfach Balsam für die geschundene Lockdown-Seele ist. Hat mir gut gefallen.

Iron Man 3 (Disney+): Ich verstehe nicht, welche Logik hinter der Reihenfolge der Marvelfilme steckt. Sieben davon habe ich nun gesehen – und drei davon drehten sich exklusiv um Iron Man. Gibt es dafür irgendeinen tiefergehenden Grund? Im dritten Teil jedenfalls setzt der Titelheld sich erstmals in Ansätzen mit dem Thema Identität (Tony Stark vs. Iron Man) auseinander, was mir gefiel. Man sehen, wie sich die Geschehnisse dieses Films auf Iron Mans Rolle innerhalb der Avenger’s auswirken weren.

Juno (Netflix): Ich habe Juno vor Jahren schon mal gesehen, wusste aber nur noch, dass es um eine Teenagerschwangerschaft geht. Der Film schwankt irgendwo zwischen Drama und Komödie, ohne sich richtig entscheiden zu können. Und auch wenn Juno unterhaltsam ist, so kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass das Thema „Teenagerschwangerschaft“ hier recht beschönigend abgehandelt wird. Mädchen wird schwanger, gibt Baby an nette, reiche Adoptivmutter ab und kehrt zum Teenageralltag zurück. Irgendwie strange. Kann man sich gut angucken, ist gut gemacht, keine Frage – aber hat mich irritiert zurückgelassen.

Marvels‘ The Avengers (Disney+): Der erste Film mit Iron Man, Hulk (hier auf einmal nicht mehr von Edward Norton, sondern Mark Ruffalo gespielt, was mich extrem verwirrt hat. Ich meine – die sehen sich nicht mal ansatzweise ähnlich?!?), Thor und Captain America bildet das Ende von Phase 1 und ist für mich auch eindeutig der Höhepunkt. Es macht Spaß, die Helden vereint zu sehen und auch die Dynamik mit den S.H.I.E.L.D-Agenten entwickelt sich in eine unterhaltsame Richtung. Habe das Gefühl, langsam in dieser Filmreihe anzukommen.

The Gentlemen (Prime): Meine erste Begegnung mit einen Film von Guy Ritchie. Toller Cast mit u. a. Matthew McConaughey, Charlie Hunnam, Colin Farrell, aber für mich ein Film, zu dem ich keinen Zugang finden konnte und bei dem ich die ganze Zeit dachte: „Warum sind hier eigentlich nur Männer, überall Männer?“ Ja, Michelle Dockery spielt mit, aber sorry – die ist nur Quotenfrau. Hat für mich vorne und hinten nicht funktioniert. Und da ich vom guten bullion nun weiß, dass Guy-Ritchie-Filme wohl immer männlich dominiert sind, mache ich darum erstmal einen Bogen. Mein Flop des Monats.

The Ides of March – Tage des Verrats (Netflix): Ryan Gosling, der im Wahlkampfteam eines demokratischen Präsidentschaftskandidaten hin- und hergerissen ist zwischen Loyalität, Korruption und Verrat. Spannende Geschichte von Anfang bis Ende, die mich sehr gut unterhalten und mit „nur“ 101 Minuten auch eine perfekte Länge hat. Es braucht nicht immer 2,5 Stunden, um zum Punkt zu kommen.

The Meyerowitz Stories (New and Selected) (Netflix): Schon sehr lange will ich Marriage Story schauen. Aber weil der deutlich über zwei Stunden geht, habe ich erstmal mit einem anderen Baumbach-Film angefangen – mit The Meyerowitz Stories, der Geschichte dreier ungleicher Geschwister, die sich um ihren extravaganten Künstlervater kümmern müssen. Hat mir gefallen. Unaufgeregt erzählt, komisch, aber nicht albern. Irgendwie auch melancholisch. Freue mich nun erst recht auf Marriage Story.

The Nice Guys (Netflix): Ryan Gosling und Russell Crowe sind als ungleiche Privatdetektive auf der Suche nach einer vermissten Person und entdecken dabei, dass viel mehr dahintersteckt als eine simple Entführung. Ganz unterhaltsam, mit Action und ein bisschen Slapstick, wird mir aber nicht in Erinnerung bleiben.

Three Billboards Outside Ebbing, Missouri (Netflix): Dafür werde ich mich an diesen Film unso mehr erinnern:  Frances McDormand spielt eine Mutter, deren Tochter ermordet wurde und die in ihrer Wut über die Unfähigkeit und Untätigkeit der Polizei den lokalen Chief auf drei riesigen Plakatwänden anklagt. Spannend, emotional, auch mit schwarzem Humor wird hier unaufgeregt eine Geschichte über Trauer, Wut und Verzweiflung erzählt. Mein Highlight des Monats.

Soul (Disney+): Joe Gardner, Musiklehrer, der lieber Profi-Jazzmusiker wäre, stirbt kurz vor einem wichtigen Auftritt überraschend. Im Jenseits angekommen, will er dieses Schicksal nicht akzeptieren und sucht nach einem Weg zurück auf die Erde. Emotionale, aber doch humorvolle Abhandlung der Frage nach dem Sinn des Lebens. Bin nicht der größte Fan von Animations-/Zeichentrickfilmen, aber dieser ist sicherlich sehenswert.

Wind River (Netflix): Im verschneiten Wind-River-Reservat wird die Leiche einer jungen Frau entdeckt, die anscheinend erfroren ist. Ein Ranger und eine FBI-Agentin finden heraus, dass mehr dahintersteckt und fangen an, im schwierigen sozialen Milieu des Reservats zu ermitteln. Wenn ich an den Film denke, ist mir automatisch kalt. So viel Schnee, so viele Probleme, so viel Trauer. Spannender Krimi in einem spannenden Setting.

Zombieland (Netflix): Ich weiß jetzt, dass ich in der Zombieapokalypse verloren wäre, denn ich versage bereits bei Columbus‘ Regel Nummer 1, Cardio. Doof für mich. Trotzdem hat der Film rund um ein ungleiches Grüppchen von Überlebenden in einer post-apokalyptischen Welt mir Spaß gemacht. Kurzweilige Feierabendunterhaltung mit bekannten Gesichtern (z. B. Emma Stone, Woody Harrelson) in einer Geschichte von 2009 (!), die manchmal gruselige Parallelen zur aktuellen Coronalage aufweist.

Serien

New Girl, Staffel 2 + 3 (Netflix): Vor ein paar Jahren war New Girl schon mal bei Netflix im Programm. Dann wurde die Serie gekickt, da waren der Herr Koch und ich irgendwo in Staffel 2. Nun sind wir zurück in der charmanten Chaos-WG. Zum Glück, denn für mich wirklich nette Comedyunterhaltung für zwischendurch. Außerdem hat Jessica Day einfach die tollsten Outfits. Liebe alle ihre Kleider, Röcke und Blusen. ♥

Stranger Things, Staffel 3 (Netflix): Noch ein Überhang aus dem letzten Jahr, in dem wir die letzten beiden Folgen der dritten Staffel nicht mehr geschafft haben. Beste Gruselunterhaltung mit 80er-Flair. Freue mich sehr auf Staffel 4.

The Queens Gambit (Netflix): Mein Highlight im Januar ist Anya Taylor-Joy (wie groß ist eigentlich die Wahrscheinlichkeit, in jedem Namen ein „y“ zu haben?) als suchtkrankes Schachwunderkind Beth Harmon. Sehr kurzweilige Miniserie, die das Thema „Genie und Wahnsinn“ relativ schonungslos beleuchtet.

White Collar (Staffel 3): Für mich fühlte sich White Collar anfänglich wie ein müder Abklatsch von The Blacklist an (Ich weiß, dass die Serie älter ist, ich hab The Blacklist aber zuerst geschaut). Krimineller hilft dem FBI, um seiner Strafe zu entgehen? Nicht besonders neu. Ich brauchte mehrere Staffeln, um warm zu werden mit White Collar und bin tatsächlich etwas erstaunt darüber, wie gut die Kritiken zu dieser Serie sind. Das klingt jetzt sehr negativ, was es gar nicht sein soll. Für mich sticht hier nur einfach nichts heraus. Die Geschichten sind in Ordnung, die Figuren sind liebenswert, bisschen Humor, bisschen Liebe, bisschen Action, bisschen Geheimniskrämerei. Das kann man sich gut angucken, es gibt halt nur nichts, was überrascht. So gar nichts. Aber es bleiben ja noch drei Staffeln, vielleicht ändere ich meine Meinung noch.

Highlights des Monats

Top-3-Filme

  1. Three Billboards Outside Ebbing, Missouri
  2. The Ides of March – Tage des Verrats
  3. Marvels‘ The Avengers

Sondererwähnung, weil einfach liebenswürdig: Eddie The Eagle – Nichts ist unmöglich

Top-Serie(nstaffel)

The Queen’s Gambit

Wie war euer Film- und Serienstart ins neue Jahr? Was ist euer Highlight bislang? Und versteht ihr den Hype um manche Produktionen auch nicht?