Während der Juni seinen Zenit bereits überschritten hat (Wahnsinn!), möchte ich Euch den Rückblick auf den Mai natürlich nicht vorenthalten. Ein Kalender ohne Mai ist schließlich unvollständig. Aus verschiedenen Gründen stelle ich meinen Blick zurück unter ein Thema, das mich in diesem Jahr auf verschiedenen Ebenen beschäftigt: Gelassenheit.
Die Kunst, sich nicht aufzuregen
Der Alltag ist voll von Situationen, die das Potential bieten, davon genervt zu sein. Die lange Schlange an der Kasse, das ausverkaufte Lieblingsbrot beim Bäcker, schlechte Musik im Radio, das ständige „Bitte die Tropfschale leeren“ der Kaffeemaschine, tausend rote Ampeln, Telefonwarteschlangen – die Liste lässt sich schier endlos fortsetzen. All diese Dinge haben aber – neben der Tatsache, dass sie einfach unerfreulich sind – eine weitere Sache gemein: Niemand kann etwas daran ändern. Niemand. Ich nicht, die Kassiererin nicht, der Autofahrer vor mir nicht. So bleibt es letztlich meine Entscheidung, was ich daraus mache. Ist es schade, dass meine liebste Brotsorte ausverkauft ist? Klar. Gibt es beim Bäcker noch zehn weitere Sorten, von denen mir mindestens acht auch schmecken werden? Höchstwahrscheinlich. Anstatt also mies gelaunt aus der Bäckerei zu stapfen und womöglich noch die Angestellten dort anzumaulen – ist es da nicht eine Überlegung wert, die Dinge einfach so zu nehmen, wie sie sind?
Ich gebe zu: Manchmal ist das schwer. Sogar sehr schwer. Die Bäckereisituation war ein Beispiel, in dem die meisten Menschen wohl noch Ruhe bewahren würden. Es gibt definitiv andere, in denen es vielleicht auch um mehr geht – eine neue Wohnung, einen Job, einen geliebten Menschen – die höheres Ausrast-Potential offenbaren. Nichtsdestotrotz experimentiere ich in diesem Jahr mit einer gelasseneren Geisteshaltung. Sie ist nicht stoisch, davon bin ich dann doch noch weit entfernt. Aber ich versuche, entspannter durch den Alltag zu gehen und mich nicht mehr über Dinge aufzuregen, die außerhalb meines Einflussbereichs liegen.
Was A über B sagt, …
Seit ich versuche, mit dieser Gelassenheit meinen Alltag zu gestalten, fällt mir immer wieder auf, wie gestresst viele Menschen durchs Leben gehen und diesen Stress dann wiederum an anderen Menschen auslassen. Diese Woche war ich mit dem Fahrrad unterwegs auf einer Straße, auf der es nur einen Fuß-, aber keine Radweg gibt. Ich war also gezwungen, zusammen mit den Autos auf der Straße zu fahren. Einem Autofahrer passte das so gar nicht und so fuhr er an mir mit heruntergelassener Beifahrerscheibe vorbei und schrie mich an, ich solle doch gefälligst auf dem Fußweg fahren. Warum ich das nicht tat, hatte er mit seiner Frage ja schon selbst beantwortet – ich war schließlich Radfahrer und kein Fußgänger.
Im Nachhinein „bewundere“ ich diesen Menschen für den Aufwand, den er betrieben hat, um seinen Frust an mir abzubauen: Extra langsam an mir vorbeifahren, die Scheibe herunterlassen, laut schreien und wild herumfuchteln. Alles nur, weil wir uns eine Fahrbahn teilen müssen (Danke übrigens dafür, Stadt Braunschweig!) und er wegen des Gegenverkehrs vielleicht 20 Sekunden hinter mir fahren musste. In solchen Situationen muss ich manchmal an einen Spruch denken, den ich mal irgendwo gelesen habe: „Was A zu oder über B sagt, sagt viel mehr über A aus als über B.“. Jede unserer Handlungen – auch jede unserer Sprachhandlungen – zeigt, welche Geisteshaltung, welche Einstellung wir vertreten und wir wir uns die Welt zu eigen machen.
Mehr Gelassenheit = mehr Lebensqualität?
Ich mag also nicht mehr zu den Menschen gehören, die sich von solchen Kleinigkeiten den Tag verderben lassen. Deshalb versuche ich seit einiger Zeit, die Dinge so zu nehmen, wie sie sind. Ich gebe zu, dass mir das nicht immer gelingt. Auch ich maule manchmal herum und bin unzufrieden mit bestimmten Entwicklungen. Das ist normal, denn natürlich habe ich Vorstellungen davon, wie mein Tag, meine Woche, mein Leben sich entwickeln soll. Wenn das Universum mir dann einen Strich durch meine Pläne macht, nervt das. Ändern kann ich es dennoch nicht – und schon gar nicht, indem ich anderen Menschen, die es auch nicht ändern könne, deswegen unfreundlich begegne. Der Mai hat mir aus vielerlei Gründen gezeigt, dass ich auf einem guten Weg bin, mehr Gelassenheit in mein Leben zu bringen. Mal sehen, wie der Juni sich schlägt.
Und sonst so? – Der Mai in Kurzform
Arbeit: Ich habe im Mai sage und schreibe nur 11 Tage gearbeitet. Darf man da überhaupt ein Fazit ziehen? 😀
Gesundheit: Mittelmäßig. Keine Probleme mehr mit Sonnenallergie, dafür hat die Heuschnupfensaison für mich begonnen. Auch jetzt noch – Mitte Juni – niese ich mir an meinen Tagen gefühlt das Gehirn heraus. Kurz vor dem Urlaub hatte ich außerdem mal wieder Bauchschmerzprobleme. Ich glaube zunehmend, dass das ein Stresssymptom ist.
Hobbys: Das Tanzen steht unter keinem guten Stern aktuell. Wegen des Urlaubs und anderer Terminprobleme haben wir zwei Stunden verpasst, glaube ich. Ich will nicht spoilern, aber im Juni sieht es bislang nicht viel besser aus. Grmpf. Außerdem haben sich der Garten sowie der Balkon zu einem echten Hobby auch für mich gemausert. Gerade der Balkon liegt ziemlich in meiner Verantwortung aktuell, da der Herr Koch abends zur besten Gießzeit normalerweise nicht zu Hause ist. Da darf ich dann die Tomaten, Gurken, Paprika und Blumen versorgen.
TV-Serien: Hier kann ich immerhin einiges berichten. Ich habe die sechste Staffel Suits beendet. Außerdem hat der Herr Koch eine neue Serie ausgesucht, die wir zusammen schauen: The Blacklist. Wir sind aktuell schon in Staffel 2, also kann sie nicht so schlecht sein. 😉
Unternehmungen: Hier ist natürlich vor allem der Urlaub zu nennen. Wir waren sieben Tage auf Madeira und haben dort vor allem die Hauptstadt Funchal und ihre Umgebung erkundet. Dabei hatten wir immer zwischen 16 und 20°, während hier in Deutschland alle bei schwülen 30° geschwitzt haben. 😉
Was mich glücklich gemacht hat: siehe Unternehmungen. 🙂 Außerdem hat meine kleine Schwester einen Referendariatsplatz ganz in der Nähe unseres Heimatortes zugeteilt bekommen, was alle in der Familie wirklich gefreut hat.
Was mich traurig gemacht hat: Wie schnell zwei Wochen Urlaub vergehen und wie hart der Übergang in den Alltag danach immer ist…
Wie war Euer Mai? Habt Ihr die Brückentage auch für Urlaub genutzt? Wohin seid Ihr verreist bzw. wohin verreist Ihr dieses Jahr noch? Und wie steht Ihr zum Thema „Gelassenheit im Alltag“? Regt Ihr Euch schnell über Kleinigkeiten auf oder kann Euch nichts aus der Ruhe bringen?
Deine Worte bezüglich Gelassenheit sollte ich mir wirklich zu Herzen nehmen. Wie oft nerven mich Situationen im Verkehr oder in der Uni. Aufregen bringt da aber wirklich nichts und verdirbt nur die Laune. Also einfach durchatmen und die Dinge so sein lassen wie sie sind. Leider meckere ich oft auch gerne. Aber Gelassenheit ist wirklich wichtig, gerade wenn der Alltag schon stressig genug ist! Eins ist klar: Jetzt im Juni vermisse ich wirklich die ganzen freien Tage, die der Mai mit sich gebracht hat! Aber man kann sich ja auch so immer eine schöne Zeit machen. ❤
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Gelassenheit im Alltag ist ein unglaublich schwieriges Thema. Ich bin auch weit davon entfernt, immer entspannt zu bleiben. Aber keiner ist eben perfekt. 😉 Mir hilft es tatsächlich sehr, mich schon gedanklich auf potentielle Nervsituationen einzustellen. So nach dem Motto „Wenn ich jetzt zur Post gehe, ist es bestimmt voll und ich muss 30 Minuten warten. Aber das ist okay.“ Wenn ich dann wirklich warten muss, habe ich damit schon gerechnet und wenn es schneller geht, hat man sogar noch ein Erfolgserlebnis. Ist zwar eigentlich nur Selbstbetrug, funktioniert bei mir aber komischerweise. 😀
Mir fehlen die Feiertage aus dem Mai übrigens auch sehr! Da hilft es auch nicht, dass Niedersachsen gerade den Reformationstag neu als Feiertag beschlossen hat – das ist ja noch ewig hin! 😀
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Ein toller Eintrag, den auch ich mir zu Herzen nehmen sollte. Ich bin zwar niemand, der jemanden anbrülle würde o.ä., aber jemand, der den kleineren bis größeren Aufregern (gerade wenn es um Job, geliebte Menschen usw. geht) eine Dauerkarte für das Gedankenkarussell kauft, welches somit auch noch Tage nach dem Auslöser in Dauerschleife fährt. Insofern ja, auch ich sollte aktiv daran arbeiten, gelassener zu sein. Danke für den Anstoß… 🙂
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Jaja, das liebe Gedankenkarussell. Ich löse auch immer noch oft genug ein Ticket dafür, glaub mir. Meine Gelassenheit bezieht sich aktuell auch vor allem auf die kleinen Dinge im Leben. Aber schon das hilft mir irgendwie sehr. Außerdem habe ich aus unerfindlichen Gründen auch eine Grundzuversicht in das Leben. Schlechte Dinge passieren ebenso wie gute. Und irgendwie fügt sich dann eben doch immer alles. Ob mit Extrarunde im Karussell oder ohne. 😉 Mir ist aber natürlich bewusst, dass längst nicht alle Menschen so veranlagt sind. Mein Sicherheitsbedürfnis ist eher gering ausgeprägt, mein Freiheitsbedürfnis dagegen ziemlich stark – das weiß ich inzwischen. Wer andersherum „tickt“, tut sich mit der Gelassenheit eventuell deutlich schwerer. Ich finde es nur immer sehr schade (und auch bedenklich) seinen persönlichen Frust dann an anderen abzubauen, die gar nichts dafür können. Das tust du gewiss nicht, aber andere machen es eben doch.
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Ich bin eher jemand der sehr sicherheitsbedacht ist. Du hast recht, das macht die Sache nicht einfacher. Ich schreibe deswegen niemanden an und die Kleinigkeiten nerven mich eigentlich auch nicht so sehr. Es sind eher die emotionalen größeren Brocken die mich bewegen. Es freut mich auf jeden Fall dass du einen guten Weg für dich gefunden hast damit umzugehen. 😊
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Die emotionalen großen Brocken sind wohl für jeden eine Herausforderung – Sicherheit hin oder her. Ich hoffe, dass ich damit auch irgendwann besser umgehen kann, wenn ich es geschafft habe, die kleinen Dinge gelassener anzugehen. Das ist aber bestimmt noch ein langer Weg. 😉
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Ach, ihr immer mit eurer scheiß Gelassenheit. Wisst ihr, wohin ihr euch eure verdammte Gelassenheit stecken könnt? In eure verfluchten … Na, überlegt es euch selbst. 😂
Okay, das war nicht wirklich authentisch, weil ich statt „verfluchten“ was anderes gesagt hätte und eigentlich sehr stoisch auf die Widerfahrnisse reagiere, die sich im Leben so zutragen. Diese Welt ist eh eine schlecht getarnte Hölle, gegen die man antanzen muss. Dennoch oder gerade deshalb gilt: Ein Leben ist nur dann lebenswert und spannend, wenn es Spannungen gibt, über die man sich beschweren kann. 😉
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Ich seh schon – du gehörst zu der Kategorie: „Wenn ich alt bin, werde ich nur nörgeln. das wird ein Spaß!“ 😀 Grundsätzlich ist es natürlich eine Form von Frustabbau, sich über etwas beschweren zu können. Ich wäre trotzdem aktuell froh, wenn es mal weniger gebe, das mich nervt. (Spoiler: Die letzten drei Wochen waren nicht so der Kracher. 😉 ).
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Nicht nur, aber auch. Aber wer sich beschwert, zeigt damit, dass ihm etwas an dem liegt, gegen dass er sich anbeschwert. Beschwerden benennen im Idealfall nicht nur Missstände, sie werfen einen Blick in die Welt, wie sie sein könnte. So gesehen ist Nörgeln ein Denken in Utopien. 😂
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Bei den großen Problemen der Welt mag das so sein und da bin ich auch voll bei dir. Ich könnte mich zum Beispiel den ganzen Tag über Horst Seehofer beschweren. Bei den kleinen Dingen zeigt Nörgelei hingegen manchmal auch Kleingeistigkeit statt Denken in Utopien. Klar, in einer idealen Welt muss keiner an der Kasse im Supermarkt warten. Aber durchs Nörgeln geht’s halt auch nicht schneller. 😉
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Mal in Kurzform: die Brückentage waren Mist, weil zu viele mit 4 in 5 Wochen. – Verreisen werden wir nach der WM für vier Tage. Und was die Gelassenheit angeht: irgendwann hat man die Erkenntnis, daß man es eh nie allen recht machen kann. Mir wird es oft als „sich aufregen“ (fehl-)interpretiert, wenn ich Leuten Dinge vor den Kopf sage, die mich stören. (Keine Sorge, ich sage ja auch, wenn mich was freut 🙂 )
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Für dich waren die Brückentage natürlich hart, das verstehe ich. Wir hingegen hatten nur drei und ich hätte den vierten durchaus gern auch mitgenommen. 😉 Immerhin bekommen wir jetzt doch noch den 31.10. frei, denn die Landesregierung hat sich endlich dazu durchgerungen, es den anderen norddeutschen Bundesländern gleich zu tun und den Reformationstag zum Feiertag zu machen.
Steht nach der WM die Hollandreise an? Mir war so, als wäre sie dorthin verschoben worden. Bis dahin ist das Wetter hoffentlich wieder besser – hier fühlt sich der Sommeranfang eher nach Herbstanfang an… 😦
Ich finde, „sich aufregen“ hat oft gar nichts mit dem Inhalt des Gesagten zu tun, sondern eher damit, wie es gesagt wird. Wenn du also sachlich darlegst, was dich stört, ist das für mich kein „Aufregen“ im engeren Sinne. Aber vielleicht sehe ich das jetzt wieder nicht gelassen genug… 😉
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Ach, den Reformationstag hätte ich auch gern (lieber), aber hier sehe ich den nicht kommen.
HIer sieht es auch eher nach Herbst aus. Heute morgen auf dem Markt wirkte der Blumenstand auch schon eher Richtung Chrysanthemen etc.
Da sind wir uns ja einig beim Aufregen. 🙂
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Naja, ihr habt ja auch Fronleichnam, nicht wahr? Nun mal nicht gierig werden. 😀
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Ja, haben wir. Wenn alle zum Bild und Brötchenkaufen über die Weser fahren. 🙂
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Das verstehe ich nicht. Wo fahren alle hin?
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Na, über die Weser nach Niedersachsen. Rinteln ist dann brechend voll, Hameln auch. Oder zur anderen Seite nach Osnabrück. Ich hatte dort mal zu Fronleichnam einen Termin, bin kaum in die Stadt gekommen – und noch schlechter wieder raus. 🙂
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Ach so, klar. Hätte ich auch drauf kommen können. 😀 Ich kenne mich mit den geographischen Gegebenheiten in Niedersachsen nicht so aus. Wurde ja in einem anderen Bundesland mit Heimat- und Sachunterricht versorgt. Bei uns ging es gefühlt immer nur um Watt, Ebbe und Flut. 😀 Frag mich nicht, wo die Weser fließt (außer durch Bremen)…
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