Ich finde Heißluftballons faszinierend. Wann immer ich einen am Himmel erspähe, muss ich stehenbleiben und hinaufschauen, bis er aus meinem Sichtfeld verschwunden ist. Wenn keiner hinschaut, kann es sogar passieren, dass ich einfach winke. Vielleicht tue ich das auch, wenn zwanzig Leute zuschauen, denn vielleicht ist es mir einfach egal, ob andere mich für seltsam oder verrückt halten. Aber das steht auf einem anderen Blatt.
Ich finde Heißluftballons aber auch faszinierend, weil sie so mächtig, so kraftvoll sind, dass sie künstlich auf dem Boden gehalten werden müssen. Es gibt auch heute noch keine echte Möglichkeit, sie zu steuern oder gezielt an einem bestimmten Punkt zu landen. Leinen und jede Menge Ballast sind nötig, um diese wunderschönen und auch unberechenbaren Wunderwerke im Zaum zu halten. Lässt man sie jedoch frei, nimmt ihnen die Ketten und lässt zu, dass sie ihren Ballast abwerfen, steigen sie hoch in die Lüfte und gehen ihren ganz eigenen Weg: frei, wild und wunderbar.
Materieller Ballast: Brauche ich all diese Dinge wirklich?
Zugegeben: Ich bin noch nie in einem Heißluftballon mitgefahren und würde eine solche Fahrt auch nicht als einen meiner Lebensträume beschreiben. Dennoch finde ich das Bild des in die Lüfte steigenden Ballons einfach großartig. Es vermittelt auf simple Weise eine Botschaft, die theoretisch sehr einfach, praktisch aber ziemlich schwierig ist, nämlich: Wirf Deinen Ballast ab und mach Dich auf zu Deiner Reise!
Bereits letzte Woche schrieb ich darüber, dass ich aktuell einige Dinge in meinem Leben hinterfrage. Unter anderem werfe ich einen kritischen Blick in meinen Kleiderschrank, mein Bücherregal und auch sonst jeden Ort in der Wohnung, wo sich Dinge ansammeln. Ich sage bewusst „Dinge“, nicht „nützliche Dinge“ oder „schöne Dinge“ oder „Erinnerungsstücke“, sondern einfach nur „Dinge“. Alte Bücher und Krimskrams aus meinem Studium und meiner Lehrerzeit, Dekokram, Büromaterial, Notizhefte, ausgediente Kameras, ungeliebte Pullover und Jacken, Halstücher für eine ganze Kompanie und und und. Irgendwann waren diese Gegenstände bestimmt mal nützlich oder ich fand sie schön. Inzwischen empfinde ich viele davon als Ballast.
Sie verstopfen meinen Kleiderschrank oder verstauben auf meinem Regal. Sie nehmen Platz weg und erfüllen keine Funktion (mehr). Welche Daseinsberechtigung haben sie also noch? Richtig, keine. Deshalb werden sie in den nächsten Monaten nach und nach die Wohnung und mein Leben verlassen. Alles, was noch irgendjemandem nützlich sein kann, werde ich verschenken oder verkaufen. Der Rest wandert entweder direkt auf den Müll oder erstmal in eine Kiste im Keller, in der ich alles aufbewahren werde, von ich mich noch nicht sofort trennen möchte. Alles, was ich bis zum nächsten Umzug nicht aus dieser Kiste befreit habe, wandert dann ebenfalls auf den Müll. Zurück bleiben dann hoffentlich nur Dinge, die mir wichtig sind und die ich nicht als Ballast empfinde: gute oder ungelesene Bücher, Lieblingsklamotten, Stücke mit nostalgischem Wert.
Gedanklicher Ballast: Ist das wirklich mein Problem?
Materiellen Ballast loszuwerden, ist eigentlich nicht so schwer. Der Trick dabei ist, anzufangen, egal wo. Hier ist „einfach machen!“ ein gutes Motto. Anders verhält es sich natürlich mit gedanklichem Ballast. Als soziale Wesen steckt es uns Menschen einfach in der DNA, anderen Menschen gefallen und ihnen alles recht machen zu wollen. Oft wollen wir es nicht nur denen, die wir mögen, recht machen, sondern noch viel mehr denen, die wir nicht mögen. Nicht selten fungiert dieser gedankliche Ballast als eine Art Bremse, die uns davon abhält, bestimmte Dinge zu tun. Davon können kleine Lebensaspekte (z. B. der Verzicht auf ausgefallene Kleidung, weil die Angst vor der möglicherweise negativen Reaktion darauf zu groß ist) genauso betroffen sein wie große (Umzug, Bruch mit einer Gewohnheit, Jobwechsel, Familiengründung, …).
Ich habe bereits 2016 für mich selbst eine Menge Ballast abgeworfen, als ich meinem Berufsleben eine neue Wendung gegeben habe. Es war eine dieser „Das macht man eigentlich nicht“-Entscheidungen und ich habe sie trotzdem getroffen. Ich wusste, dass sie zu Unverständnis führen und einen Rattenschwanz an Problemen mit sich bringen wird, aber es war mir egal. Noch heute erinnere ich mich daran, wie gut ich in der Nacht, nachdem diese Entscheidung endgültig durch war, geschlafen habe. Seit diesem Zeitpunkt ist es mir tatsächlich ziemlich egal, was andere Menschen über meine Lebensentscheidungen denken. Stecken sie in meinen Schuhen? Nein. Haben sie das Recht, sich ein Urteil über mein Leben zu erlauben? Nein. Tun sie es trotzdem? Sicher. Sollte mich das irgendwie in meiner Entscheidung beeinflussen oder sonstwie interessieren? Ganz bestimmt nicht.
Etwas, das ich ebenfalls aus dieser Situation gelernt habe, ist es, nicht jedes Problem zu meinem eigenen zu machen. Tatsächlich kann ich inzwischen ganz gut trennen zwischen Angelegenheiten, die mich direkt und unmittelbar betreffen und solchen, die mein Leben am Rande tangieren, die weit in der Zukunft liegen und irgendwann einmal eintreten könnten oder – ganz wichtig! – solchen, auf die ich keinen Einfluss habe.
Beispiel gefällig? Im Februar war ich vier Tage krank. Zwei davon hätte ich eigentlich arbeiten müssen. Ich war aber krank. In dieser Zeit ist natürlich Arbeit liegen geblieben oder musste umverteilt werden. Konnte ich etwas an diesem organisatorischen Problem ändern? Nein. Habe ich deswegen zu Hause gelegen und mir den Kopf zerbrochen, wie denn jetzt wohl alles werden soll? Nein, denn das ist nicht mein Problem, sondern das meines Vorgesetzten. Mein einziges Problem war die dicke Erkältung, die mich dahingerafft hatte. Das hat übrigens nichts mit fehlender Empathie oder mangelnder Hilfsbereitschaft zu tun, sondern ist eine Form von Selbstschutz oder auch einfach gesunder Egoismus. Wenn unsere Nachbarn jemanden brauchen, der im Urlaub ihre Blumen gießt; wenn der Fahrradfahrer vor mir einen Unfall hat und versorgt werden muss; wenn ein Kollege Hilfe benötigt – ich bin die Letzte, die sich auf den Hacken umdreht und in die entgegengesetzte Richtung läuft.
Was den gedanklichen Ballast angeht, habe ich mich also schon vor längerer Zeit auf den Weg gemacht und auch schon ein gutes Stück zurückgelegt. Dennoch gibt es immer noch Situationen, in denen ich in alte Denkmuster verfalle und mich frage, was wohl X denkt, wenn ich Y mache oder sage. Sie werden weniger, diese Momente, denn eines weiß ich inzwischen: Nichts hat sich jemals dadurch geändert, dass ich einfach abgewartet habe. Nichts hat sich jemals dadurch geändert, dass ich geschwiegen habe. Die Frage ist also: Ist mir der Umstand so wichtig, dass ich mich aktiv dafür einsetzen möchte, dass er geändert wird? Und wenn ja: Wann ist der richtige Zeitpunkt dafür? Denn auch Ballast sollte nicht wahllos, sondern wohl dosiert und kontrolliert abgeworfen werden. Timing ist wichtig für einen sicheren Flug, aber eine große Portion Mut gehört trotzdem dazu. Und zwar immer.
Und sonst so? – Der März in Kurzform
Arbeit: Anstrengend auf so vielen Ebenen. Zum Glück steht jetzt ein langes Wochenende vor der Tür.
Gesundheit: Definitiv besser als noch im Februar. Die ominösen Bauchschmerzen blitzen inzwischen immer seltener auf.
Hobbys: Der aktuelle Tanzkurs ist vorletzte Woche zu Ende gegangen, sodass der Herr Koch und ich gerade eine kleine Tanzpause einlegen. Nach Ostern geht’s weiter.
TV-Serien: Ziemlich ungeplant habe ich mir diesen Monat die siebte Staffel The Vampire Diaries angeschaut. War nett, aber mehr auch nicht. Außerdem haben der Herr Koch und ich die fünfte Staffel Grimm beendet und warten nun auf Staffel sechs. In der Zwischenzeit geben wir 11.22.63 nochmal eine Chance…
Unternehmungen: Im März waren wir für unsere Verhältnisse und unsere wenige gemeinsame Freizeit sehr unternehmungslustig. Anfang des Monats haben wir den Geburtstag des Herrn Koch gefeiert, wenig später waren wir in Hamburg auf der Internorga sowie hier in Braunschweig bei einem Gin-Tasting. Dafür dass ich eigentlich keinen Gin mag, weiß ich nun ziemlich viel darüber. 😀
Was mich glücklich gemacht hat: Dass der Herr Koch und ich nun schon das dritte Mal seinen Geburtstag zusammen feiern konnten. Dass es schon einen Hauch von Frühling gab. Dass ich schon ein paar Dinge von meiner To Do-Liste für die nächsten Wochen geschafft habe.
Was mich traurig gemacht hat: Dass wir jetzt eine Regierung haben, die Ministerposten mit Jens Spahn und Horst Seehofer besetzt hat. You gotta be kidding me.
Im März habe ich offensichtlich viel gegrübelt, was nun zu diesem Beitrag geführt hat. Fühlt Ihr Euch auch manchmal vom materiellen Überfluss in Eurem Zuhause völlig erschlagen? Für mich ist dieses Gefühl neu, aber Dinge auszusortieren empfinde ich aktuell als sehr befreiend. Und habt Ihr Tipps, wie sich gedanklicher Ballast leichter abwerfen lässt?
Das ist ein ganz toller Beitrag!
Gedanklichen Ballast abwerfen gehört zu den kompliziertesten Aufgaben im Leben! Ananda hat da interessante Ansätze. Vielleicht magst du durch ihren Blog stöbern. Hier ist ihr heutiger Beitrag: https://ananda75.wordpress.com/2018/03/30/leben-aus-dem-sein/
Ich wünsche dir viel Erfolg!
Ein frohes Osterfest!
Katrin
LikeGefällt 1 Person
Danke, Kathrin, das ist lieb von dir! 🙂 Ich arbeite weiter daran, meinen gedanklichen Ballast abzuwerfen, aber du hast recht – es ist wirklich nicht leicht. Wahrscheinlich ist es wirklich eine Aufgabe, die einen das ganze Leben begleitet. Vielen Dank, dass du mir den Blog von Ananda vorgestellt hast, sie hat spannende Gedanken dazu. 🙂
Ich wünsche dir auch ein frohes Osterfest! 🙂
Liebe Grüße
Maren
LikeGefällt 1 Person
Da bist du schon einige Schritte weiter als ich. Mir gelingt es fast nie meinen Kopf abzuschalten, wenn Gedanken um Dinge kreisen, die ich nicht ändern kann. Das fällt mir unglaublich schwer — sowohl im Privaten als auch beruflich. Selbst wenn ich krank bin, was ich eh selten zugebe, ist mein Kopf in der Arbeit. Vielleicht liegt das an meiner Rolle, vielleicht ist es auch zu tief in mir Verankert. Gesunder Egoismus, ja, das wäre mal etwas, das ich lernen sollte.
LikeGefällt 2 Personen
Wahrscheinlich ist es auch ein bisschen Veranlagung, ob man Dinge ausblenden und von sich fernhalten kann oder nicht. Ich würde mal schätzen, dass du auch früher, als du noch keine Führungsposition hattest, immer sehr involviert warst im Job. Habe ich recht? 😉 Bis zu einem gewissen Maße kann man das Abschalten sicherlich lernen. Das hat natürlich aber auch etwas mit Vertrauen in andere Menschen und mit dem Zulassen von Kontrollverlust zu tun. Von jetzt auf gleich wird man so etwas vermutlich nicht umstellen können. Geht es dir im Urlaub denn auch so, dass du dich nicht von der Arbeit trennen kannst? Das wäre dann schon bedenklich, finde ich – immerhin bist du nicht selbstständig.
LikeGefällt 1 Person
Klar, das ist bestimmt eine Grundhaltung. Und wäre ich früher nicht so engagiert gewesen, hätte man mir die Führungsposition wohl auch nicht angeboten. Das bedingt sich durchaus.
Im Urlaub kann ich schon ganz gut abschalten und das Abgeben von Aufgaben ist ja auch ein großer Teil meiner Arbeit. Mir ist das alles auch bewusst und ich arbeite dran. Ist auch schon besser geworden, zumindest ein wenig… 😉
LikeGefällt 1 Person
Mag schon sein, dass diese Art von Engagement auch dazu beiträgt, dass man (oder Mann?) Karriere macht. Zum Glück ist es ja aber so, dass du im Urlaub abschalten kannst. Ansonsten würde ich mir auch Sorgen um dich machen.
Grundsätzlich kann ich Arbeitsumgebungen, in denen es gern gesehen ist, dass man viele Stunden schiebt oder sich viele Extraaufgaben auflädt, nichts abgewinnen. Vielleicht bin ich in der Hinsicht einfach doch zu freigeistig. 😀 Ich finde, es sollte genug sein, einfach jeden Tag sein Bestes zu geben und seine Aufgaben bestmöglich zu erledigen. Alles, was weit darüber hinausgeht, kann auf Dauer nicht gesund sein – und das wiederum will auch keine Firma. Rein wirtschaftlich ist wohl wenig teurer als Mitarbeiter, die langfristig mit Depression oder Burn-Out ausfallen.
LikeGefällt 1 Person
In meiner Firma wird übrigens auch darauf geachtet, dass keine Überstunden gemacht werden. Und wenn man doch einmal mehr arbeitet, werden diese eben irgendwann abgefeiert. Ich habe neulich erst einen Mitarbeiter im Mitarbeitergespräch darauf hingewiesen, dass er nicht zu viel machen und für Ausgleich sorgen soll. Manchmal gibt es eben viel zu tun und da will man niemanden ausbremsen. Ist immer eine Gratwanderung. Übrigens gilt das gesehene Engagement, das man zeigt, auch genauso für Frauen. In meinem erweiterten Team arbeite ich als einziger Mann mit drei weiblichen Führungskräften zusammen… 🙂
LikeGefällt 1 Person
Klingt ziemlich vorbildlich, deine Firma – sowohl was Arbeitszeit als auch Geschlechtergerechtigkeit angeht. Schade, dass ihr so weit weg seid. 😉
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es eine Gratwanderung ist, Mitarbeiter, die motiviert sind, „auszubremsen“. Wie du schon sagst, es ist ja grundsätzlich wünschenswert, sich einzubringen, aber oft merken diese Personen ja erst zu spät, dass sie sich einfach zu viel zugemutet haben. Da ist das Motto „Morgen ist auch noch ein Tag“ manchmal gar kein schlechtes, glaube ich. 😉
LikeGefällt 1 Person
Völlig richtig. Und es ist einer der Aufgaben der Führungskräfte dafür zu sorgen, dass die Balance bleibt. Wir so oft hilft da offene Kommunikation mit den Mitarbeitern… 🙂
LikeGefällt 1 Person
Dass du das als eine wichtige Aufgabe einer Führungskraft ansiehst, finde ich großartig. Ich glaube, das ist nicht der Normalfall. Meistens zählt ja doch nur die Leistung, egal wie sie jetzt erbracht wurde (also z. B. durch 20 Überstunden).
LikeGefällt 1 Person
Hängt wohl mit dem Unternehmen zusammen. Und da habe ich schon ein Tolles erwischt, dem seine Mitarbeiter wichtig sind… 🙂
LikeGefällt 1 Person
Also erstmal solltest Du zur Montgolfiade nach Warstein. Google mal, die ist um Pfingsten herum, glaube ich. Da würdest Du nicht einmal auffallen, wenn Du winkst. 😉
So genannter „Ballast“ kann ja auch erden, dafür sorgen, daß wir nicht grenzenlos abheben, sondern nur manchmal ins Schweben geraten. Uns nicht komplett treiben lassen wie ein Heißluftballon – denn treiben lassen ist halt passiv.
Eine Ex von mir hat sich mal von aller „Materie“, wie sie es nannte, getrennt bevor der Umzug nach England anstand. Ich fand das teilweise verstörend, weil da Dinge achtlos entsorgt wurden, für die sich andere Leute wirklich Mühe gegeben hatten. Daß ich am Ende auch zu dieser „Materie“ gehören würde, wußte ich da noch nicht. 🙂
Wir haben das große Glück, hier wirklich viel Platz zu haben. Was mir entgegen kommt, da ich durchaus auch vieles ansammle. – Aber ich gebe zu, ich habe dafür weder den Begriff nach das Empfinden „Ballast“. Da sind sicherlich auch Dinge dabei, die ich nie nie wieder brauchen werde. Ich habe ja auch mein Referendariat geschmissen, wie Du weißt. Aufgehoben hatte ich mir trotzdem was – und es mir in manchen Situationen angeschaut nach dem Motto „willst Du da wieder hin?“ Rhetorische Frage, aber der Kram diente dann als Motivation.
Aussortiert wird natürlich trotzdem hin und wieder mal. Bin jetzt auch gerade dabei, weil ich eigentlich ganz andere Unterlagen zusammen suche.
Gedanken zu haben, finde ich durchweg als positiv. Eine der besten Eigenschaften, die mensch hat. Ich finde es auch gut, Dinge zu durchdenken – der Unterschied besteht darin, wie man dann handelt. Auch immer im Wissen, daß man es nicht allen recht machen kann. Selbst wenn man es wollte. – Seit langer schwerer Krankheit will ich es gar nicht mehr. Die gab mir nochmal einen Schub in diese Richtung. Damit geht es mir aber nicht alleine so, ich habe mich mal mit Anderen darüber unterhalten. – Und letztlich habe ich ausreichend Leute gesehen, die zum Beispiel in diversen Redaktionen sich stets „eingebracht“ haben, wie es im Konferenz- Sprech heißt, jede Sommer- und Weihnachtsfeier im Festausschuß begleitet haben und es hat ihnen unterm Strich nichts gebracht. Außer die Sorge, bei irgendwem gut anzukommen.
Darum winke dem Ballon auch dann hinterher, wenn alle anderen nur gaffen. Oder wenn gar kein Ballon zu sehen ist – sei so frei!
LikeGefällt 1 Person
Dass Ballast auch erden kann bzw. dazu taugt, sich zu fragen, ob man in eine bestimmte Situation zurück möchte, habe ich noch gar nicht bedacht. Ist aber ein guter Einwand. Ich habe viele Dinge aus dem Referendariat schon verkauft oder verschenkt und werde jetzt auch nochmal einen ganzen Batzen Unterrichtsmaterialien entsorgen. Wir haben leider nicht besonders viel Platz und ich will tatsächlich keine materiellen Erinnerungsstücke daran haben. Was deine Ex gemacht hat, geht hingegen auch für mich zu weit. Ich würde nie Dinge achtlos wegwerfen, die jemand mir mit einer bestimmten Intention geschenkt hat. Bei mir geht es eher um Nippes. Alles, was für irgendjemanden noch nützlich sein könnte, wird sowieso verkauft, verschenkt oder gespendet. Der Müllberg auf diesem Planeten ist schon hoch genug…
Ich finde es übrigens sehr gut zu wissen, dass du auch zu der Fraktion gehörst, die es nicht allen recht machen will. Kaum etwas ist so anstregend, wie der Umgang mit Menschen, die versuchen, immer alles richtig zu machen und zwölf verschiedene Bedürfnisse zu befriedigen, oder? Tatsächlich gehöre ich auch nicht zu denen, die sich immer einbringen und noch jede Extraaufgabe aufladen. Wozu denn auch? Mein Seelenfrieden oder meine Freizeit sind mir inzwischen deutlich wichtiger als ein Lob – oder dafür bekannt zu sein, immer die zu sein, „die es schon macht“. Ich bin gerne bereit, anzupacken, aber nicht immer und nicht alleine.
LikeGefällt 1 Person
Verkaufen, verschenken und spenden ist dabei schwieriger als man gemeinhin denkt. Ich habe das ja letztes Jahr beim Nachlaß meiner alten Dame erlebt.
Was da angeblich für Bedürftige „nicht gut genug“ ist, da vergeht’s einem wirklich…
Ohja, die Leute, die es allen recht machen wollen, sind arg anstrengend. Insbesondere, wenn da nicht Nächstenliebe hintersteckt, sondern strategisches Kalkül, etwa im Job. Ich gucke mir diese Verrenkungen dann auch sicherer Entfernung an, schüttle den Kopf und gut ist’s. – Aber diese Leute sind für manches System wie nachwachsende Rohstoffe. 🙂
LikeGefällt 1 Person
Das ist wohl eines der Probleme: Es gibt immer Systeme, die darauf ausgelegt sind, dass Leute sich bis zur Verausgabung einbringen und dann nach einiger Zeit durch die nächste Generation ersetzt werden. Das Referendariat ist ein exzellentes Beispiel dafür. Insgeheim kotzen alle, aber nach außen traut sich keiner, was zu sagen und alle buckeln sich da irgendwie durch. Also alle, die in diesem System bleiben wollen. Du und ich sind rechtzeitig entkommen. 😀
Hmm, was wolltest du denn spenden? Bei mir werden es vor allem Bücher werden, die ich der Bibliothek vorbeibringen werde. Was die dann letztlich damit anstellen, ist mir eigentlich egal. In Kiel habe ich vor ein paar Jahren mal Kleidung gespendet, das war kein Problem. Gab es Ärger mit Möbeln?
LikeGefällt 1 Person
„Entkommen“_ trifft es punktgenau. 🙂
Also, wir haben dann in den Bodelschwinghschen Anstalten gespendet, die nehmen und verkaufen wirklich so gut wie alles. Interessant: da laden auch manche Online-Anbieter ihre Remittenden ab.
Ich habe mir vorher solche Läden wie Sozialkaufhaus undGebrauchtartikelbörse angeschaut um zu sehen, ob die Sachen meiner alten Dame da überhaupt rein passen sozusagen. Hätten sie – und sehen sauberer aus als das, was dort angeboten wird.
Aaaaber: die einen wollen erstmal Fotos, anhand derer sie entscheiden, ob sie mal gucken kommen. Beim Gucken wird dann über’s Mitnehmen entschieden und dafür dann nochmal ein Termin ausgemacht…
Die anderen schicken Dir Typen vorbei, die man normalerweise nicht in die Wohnung lassen würde. Da wird dann so lange rumgemäkelt, am Ende haben die irgendein Kleinteil mitgenommen.
Generell möchten sie halt am liebsten neuwertige oder noch besser nagelneue Sachen haben. Bücher sind übrigens „Altpapier“. Gilt auch für die Großen Organisationen mit drei Buchstaben.
Und ebay? Wahnsinn, was für Leute man dort trifft. Die wollen dann für einen Schuhschrank (sauber, gut zusammen gebaut, zeitlose Porta- Ware, neu rund 100 €) statt der geforderten 15 nur 10 zahlen und wenn sie dann vor der Tür stehen, fragen sie, ob 5 nicht auch reichen. Als ich dem Typen angeboten habe, ihm für 5 Euro die Einlagebretter einzeln um die Ohren zu hauen, war er beleidigt.
Wir haben zum Glück den Platz um manches einzulagern für evtl Flohmärkte oder wenn jemand einen Schwung Bücher in Kommission verkaufen will.
LikeGefällt 1 Person
Hör mir bloß auf mit Ebay! Ich versuche auch regelmäßig, Bücher oder anderen Kleinkram über die Kleinanzeigen zu verkaufen und bereue es eigentlich jedes Mal nach kurzer Zeit wieder. Der Umgangston dort ist teilweise wirklich unterirdisch. Wir haben neulich versucht, dort einen Tisch zu verschenken bzw, für einen Euro zu verkaufen (damit er nicht in der „Zu verschenken“-Kategorie landet, wo wirklich nur kriminelle Anfragen kommen). Daraufhin schrieb jemand, er (oder sie? Weiß ich gar nicht mehr) würde den Tisch morgen um 14 Uhr abholen. Das war nicht mal als Anfrage oder Zeitvorschlag formuliert, sondern exakt so: „Ich hole den Tisch morgen um 14 Uhr ab.“. Da war ich total sprachlos und hab dann erstmal (ironisch) geschrieben, dass es total schön ist, dass der Tisch um 14 Uhr abgeholt werden soll, wir dann aber nicht zu Hause sind. Was denken die Menschen sich? SIE möchten etwas von mir geschenkt und wollen dann auch noch die Regeln vorgeben? Der Tisch wandert jetzt übrigens in den Keller und beim nächsten Umzug auf den Sperrmüll (ist nur ein Couchtisch von Ikea, also kein riesiger Verlust). Auf sowas hab ich echt keinen Bock mehr.
Von daher: Ich verstehe dich sehr gut! Wenn man den Nachlass regeln muss und darauf angewiesen ist, Dinge zeitnah anderweitig unterzubringen oder loszuwerden, kann man sicherlich völlig den Glauben an das Gute im Menschen verlieren.
LikeGefällt 1 Person
Das sicherlich. Und ich finde, es wirft auch einen Blick auf die Gesellschaft. Auch auf diejenigen halt, die sich im sozialen Bereich tummeln und meinen vorschreiben zu können, was für Leute, die den Groschen fünfmal umdrehen müssen, gut genug ist.
Beispiel: ein funktionierender Röhrenfernseher. Klar ist das nicht der hippe Flachbldschirm. Aaaber: wer sich partout keinen leisten kann, akzeptiert der vielleicht auch Röhre? Wenn Du konkret Leute anrufst, sind die happy. Bei Rotkreuz, AWO etc wird er nicht entgegen genommen- weil nicht modern und „sowas will doch keiner“.
LikeGefällt 1 Person
Krass, dass auch in diesen wohltätigen Institutionen so gedacht wird. Wenn ich mir keinen Fernseher leisten könnte, würde ich das Röhrengerät sofort nehmen. Warum auch nicht? Aber vielleicht bin ich da generell zu pragmatisch veranlagt und achte nicht so sehr darauf, ob etwas hip oder cool ist. Hauptsache, es tut seinen Dienst. Darum habe ich wahrscheinlich auch immer noch mein Smartphone aus dem Jahr 2014… 😀
LikeLike
Den gedanklichen Ballast kann man nur selber bekämpfen. Kann nicht schaden, sich mal ein paar Gedanken weniger um die Welt zu machen. Das erhöht den Lebenskomfort 😉
Ansonsten… muss man schauen, was und wie man leben möchte…
3 Jahre schon… cool 🙂
LikeGefällt 1 Person
Sehe ich auch so. Man kann es eh nicht jedem recht machen und auch nicht jedes Problem lösen. Wozu dann all die Gedanken? Vermutlich ist es trotzdem ein bisschen Veranlagung, ob man andere Dinge gut ausblenden kann oder nicht.
LikeLike
Zum Glück beherrsche ich dieses Ausblenden recht gut 😉
LikeGefällt 1 Person
Behalte dir das bei, das ist sehr nützlich! 🙂
LikeLike
Ich habe den Großteil meines bisherigen Lebens vor Stuttgart in Kartons bei meinen Eltern stehen. Von daher habe ich gefühlt gar nicht so viel Krempel. In meinem Zimmer steht tatsächlich nur das Nötigste, nachdem ich lange Jahre ein Sammler war … und finde es so befreiend, dass ich erst jüngst noch eine riesige Tüte Klamotten ausgemistet und verschenkt habe. Einfach weil ich fand, es müsse mal sein.
LikeGefällt 1 Person
Komfortabel, dass deine Eltern dein Zeug beherbergen, nachdem du dich aus dem Staub gemacht hast! 😀 Ausmisten ist in der Tat befreiend, das stelle ich auch gerade fest. Werde der Stadtbibliothek nach Ostern auch nochmal einen großen Karton voller Bücher spenden. Ich lese sie nicht mehr, dann kann es auch jemand anderes tun! 🙂
LikeLike
Es ist ja jetzt ein Zimmer frei und damit Platz. 😅
LikeGefällt 1 Person
So wollte ich auch argumentieren, aber keine zwei Wochen, nachdem ich endgültig ausgezogen war, hatte meine Mutter mein altes Zimmer völlig auf links gedreht. 😀
LikeLike
Mein letztes altes Zimmer liegt zum Glück ganz unter dem Dach und ist ab vom Schuss, dient also höchstens mal als Gästezimmer 😅
LikeGefällt 1 Person
Hm, ich muss gestehen, ich bin ein Sammler der ersten Stunde und habe bisher so gut wie nichts weggegeben oder -geschenkt (außer ich wurde durch äußere Umstände dazu genötigt, wie die Schulsachen nach einem Wasserschaden).
Wenn ich mich so in meiner Wohnung umschaue, stelle ich fest, dass ich hier bereits ne Menge Sachen habe, von denen mich einige sicherlich einengen. Serien und Spiele, die danach schreien, mal benutzt zu werden. Das nervt manchmal wirklich. Und zu Hause bei den Eltern lagert auch noch ne Menge, ähnlich wie beim Zeilenende.
Aber wollte ich diese Sachen deshalb weggeben? Bücher haben bei mir etwa eine Blankovollmacht, die dürfen bleiben und sich vermehren, wie sie wollen. Ich hab bisher nur eine Handvoll abgebrochen, aber auch die gehören zu mir. Klamotten trage ich, bis sie nicht mehr gut sind. DVDs behalte ich wie auch Games. Und ich hege tatsächlich noch die (illusorische) Hoffnung, irgendwann mal Bücher ein zweites, drittes oder auch zehntes Mal zu lesen. 😀
Wo ich dir aber vollumfänglich zustimme, das sind die Gedanken. Ich merke es jedesmal, wenn ich Nachrichten lese oder höre, und wie wenig gut es mir tut. Die Dinge passieren, ob ich sie beachte, ob sie mir gefallen – oder eben auch nicht. Vielleicht braucht es da einfach mehr den Fokus auf sich selbst. Und auch das Machen sollte ich mir erneut hinter die Ohren schreiben, anstatt immer nur zu grübeln oder auf morgen zu verschieben.
LikeGefällt 2 Personen
Wenn du mit deinen gesammelten Büchern, DVDs und Spielen glücklich bist, ist das doch wunderbar! Ich möchte um Himmels willen niemandem einen Vorwurf machen, der gern sammelt. 🙂 Ein volles Bücherregal ist in der Tat auch etwas, was ich mir gern anschaue – anderswo. Vielleicht komme ich irgendwann wieder dahin, das auch bei mir zu Hause haben zu wollen, aber aktuell sehne ich mich nach Freiraum. Es kommen ja auch bei mir nicht alle Dinge weg, sondern nur solche, zu denen mir der Draht fehlt. Nie würde ich meine Fringe-DVDs entsorgen!
Mit den Gedanken ist das natürlich nicht so einfach. Tendenziell kann ich dich gut verstehen – ich bin auch ein Grübler und 100-Mal-Durchdenker. Letztlich ändert das aber nie etwas, so viel habe ich jetzt gelernt. Und manchmal ist „einfach machen“ ja auch ganz gesund, gerade dann, wenn es einfach total schief geht. Nichts ist so lehrreich wie Fehler. (Amen! 😀 ).
LikeLike
Ich wollte auch nicht sagen, dass das eine oder andere besser ist. 😉
Ich denke, es hängt vom Typ ab, und vermutlich auch von der Lebenssituation.
Freiraum ist was Feines, da hast du schon recht, und oft belastet einen ja schon der ganze Besitz. Sei es, weil man drumherum putzen muss (boah ist das nervig, sag ich dir, aber ich sehs nicht ein, alle Regale auszuräumen. XD), oder weil man förmlich sehen kann, wie viel Zeit da im Regal darauf wartet, mit Medien verbracht zu werden.
Hm, Fringe… ja, wenn das nicht zu gruselig wäre, ließe ich mich auch dazu mal überreden. Aber eben, es gibt Dinge, von denen man sich unter gar keinen Umständen trennt, und andere, deren Abwesenhet man verkraften kann – oder gar nicht bemerkt.
Haha, da hast du definitiv recht. Aber es ist das eine, das zu wissen, und etwas anderes, auch so zu handeln. Ich ertappe mich oft genug, wie ich etwas zerdenke, anstatt einfach zu machen oder laufen zu lassen, weil ich es eh nicht ändern kann. Das finde ich wiederum sehr beengend, denn aus diesem Kreis herauszufinden, fällt mir manchmal sehr, sehr schwer.
LikeGefällt 1 Person
Dir ist Fringe zu gruselig? Ach komm, das ist nie im Leben gruseliger als Buffy – nie im Leben! Ich möchte dir die Serie hiermit nochmal wärmstens ans Herz legen. ❤ Sie hilft als Ablenkung auch dabei, sich nicht im "Zerdenken" zu verlieren und hält zudem wunderbare Lebensweisheiten bereit – zwei Fliegen mit einer Klappe, würde ich sagen! 😀
LikeLike
Aber die ersten Ausschnitte, die ich gesehen hab, sahen schon gruselig aus. 😳
Aber wenn du die empfiehlst, muss ich vielleicht doch mal reinschauen. 🙂
Zumal die in Frankreich mal wieder günstiger ist. XD
LikeGefällt 1 Person
Klar ist das gruselig – gerade die ersten paar Folgen sind ein bisschen creepy. Aber sobald die Serie sich eingegroovt hat, geht es viel weniger um die Fälle als um die Geschichte der Hauptfiguren. Und die ist wirklich großartig. Hach, so viel Liebe! ♥
LikeLike
Bei akuter Unternehmenslust ist eine Fahrt im Ballon sehr empfehlenswert, sofern man keine Höhenangst hat. Es ist eine ganz neue Perspektive. Und das hat wieder sehr viel mit Ballastabwerfen zu tun.
LikeGefällt 1 Person
Das kann ich mir sehr gut vorstellen, dass so eine Fahrt ganz neue Perspektiven eröffnet. Vielleicht bietet sich mir irgendwann mal die Gelegenheit. Leider haben alle in meinem Umfeld Höhenangst. Aber vielleicht ist das dann einfach etwas, das ich alleine machen muss.
LikeGefällt 1 Person
Gedanklichen Ballast abzuwerfen ist wohl das schwierigste überhaupt. Manchmal wäre es doch um so viel einfacher, wenn wir Menschen weniger über etwas nachdenken würden und dafür einfach nur machen ohne über etwaige Konsequenzen zu sinnieren…
LikeGefällt 1 Person
Das kann ich nur unterstützen! Ich versuche inzwischen auch, einfach mehr Dinge zu tun, ohne sie hundertmal zu durchdenken. Erstens kann man es eh nie allen recht machen und zweitens lernt man nie so viel wie aus eigenen Fehlern.
LikeGefällt 1 Person