Über drei Jahre ist es her, dass ich die letzte volle Staffel über den Meisterdetektiv und seinen Kompagnon besprochen habe. Wenn ich mir den Text von damals durchlese, fühle ich mich, als wäre es nicht zwei, sondern eher zehn Jahre her, so viel hat sich seitdem in meinem Leben und auch auf diesem Blog verändert. In der langen, langen Sherlockpause gab es lediglich ein Weihnachtsspecial Anfang 2017 zu sehen, das ich aber hier nicht besprochen habe. Ein Beitrag über eine einzige Folge schien mir doch etwas albern. Außerdem hat mich dieses Special auch nicht sonderlich vom Hocker gehauen, was meine Motivation, darüber zu schreiben, noch einmal deutlich gedämpft hat. Jetzt aber hat Staffel 4 mit drei brandneuen Folgen ihren Weg nach Deutschland gefunden und ich habe es endlich geschafft, sie mir anzuschauen. Wie sie mir gefallen hat und ob sie an das Niveau früherer Staffeln anknüpfen kann? Das lest Ihr in folgender Review:
Zur Handlung
Zeitlich schließt Staffel 4 direkt an die Geschehnisse des Finales der Vorgängerstaffel an. Sherlock zweifelt daran, dass Moriarty wirklich getorben ist und wartet darauf, dass dieser seinen nächsten Zug unternimmt. Währenddessen ermittelt er zusammen mit Scotland Yard in einem mysteriösen Mordfall, bei dem es jemand auf Besitzer bestimmter Margarete Thatcher-Büsten abgesehen hat. Es stellt sich heraus, dass es zwischen diesen Ereignissen und Mary Watsons Agentenvergangenheit einen Zusammenhang gibt – mit tödlichem Ausgang.
Nach Marys Tod entfremden Sherlock und John sich zusehends. John gibt Sherlock die Schuld an Marys Tod und auch der Meisterdetektiv sieht sich als Schuldigen in dieser Sache und versinkt tief im Drogensumpf. Währenddessen muss er versuchen, den reichen und mächtigen Unternehmer Culverton Smith als Serienmörder zu überführen. Im Verlauf der Ermittlungen stellt sich heraus, dass nicht nur seine Klientin, Smiths vermeintliche Tochter, in diesem Fall die Fäden zieht, sondern auch Mary noch nach ihrem Tod Einfluss auf das Leben von Sherlock und John nimmt. So kommt es, dass sich beide wieder versöhnen. Als John jedoch seine neue Therapeutin aufsucht, findet er sich unvermittelt in einer gefährlichen Situation wieder, als diese eine Waffe auf ihn richtet und abdrückt.
Wie sich am Anfang von Folge 3 herausstellt, handelt es sich bei der Frau gar nicht um eine Therapeutin, sondern um Sherlocks Schwester Eunus, die seit ihrer Kindheit im Hochsicherheitsgefängnis Sherrinford einsitzt. Eunus ist mehr als hochintelligent und in der Lage, andere mit ihrem brillanten Geist zu manipulieren. Dies gelingt ihr auch, als Sherlock, Mycroft und Watson Sherrinford aufsuchen, um zu ergründen, wie es Eunus gelingen konnte, von dort zu entfliehen. Sie zwingt alle drei, verschiedene Rätsel zu lösen und ihre Psychospiele mitzuspielen (wobei sie auch eine Verbindung zu Moriarty offenbart), bevor Sherlock herausfindet, wonach Eunus sich wirklich sehnt. Schließlich gelingt es, Eunus wieder sicher in Sherrinford unterzubringen, während John Watson in die Wohnung in der Baker Street 221B einzieht, um dort gemeinsam mit Sherlock und Mrs. Hudson seine Tochter aufzuziehen.
Sherlock, Staffel 4 – mehr Verwirrspiel als Detektivkrimi
Ich habe vor der Sichtung der Staffel keine Kritiken dazu gelesen, aber durch Kommentare hier auf dem Blog bereits mitbekommen, dass Staffel 4 gemischte Gefühle bei den Sherlock-Fans ausgelöst hat. Während sie einigen gut gefiel, mochten andere sie gar nicht; manche mochten Folge 1, aber Folge 2 und 3 nicht, bei wieder anderen war es genau andersherum. Ich kann tatsächlich alle Meinungen verstehen, denn Staffel 4 ist nicht wie die vorherigen Staffeln. Sie stellt die Beziehungen der einzelnen Hauptfiguren mehr in den Fokus und auch auf die Probe. Es wird (erneut) tief in der Vergangenheit gegraben, sodass die Fälle in den Hintergrund rücken. Viel mehr noch: Immer öfter sind die Hauptfiguren selbst die Fälle. Das ist eine andere Ausrichtung als noch in früheren Folgen – und etwas, das man mögen muss. Während Folge 1 sich auf Mary konzentriert, geht es in Folge 3 um Sherlock und seine Familie. Folge 2 folgt am ehesten noch der gewohnten sherlock’schen Erzählweise, in der ein Bösewicht im Mittelpunkt steht, auch wenn dieser Fall schon von Eunus – und auch Mary – manpuliert wurde. Das erfährt der Zuschauer freilich erst in Folge 3. Er ist damit Zeuge eines großen Verwirrspiels, dessen Komplexität sich erst am Ende von besagter dritter Folge erschließt. Sherlock verabschiedet sich in dieser Staffel davon, eine klassische Detektivserie zu sein und verwandelt sich meiner Meinung nach zunehmend eine spannende Krimi-Dramaserie.
Fazit
Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber für mich fühlte sich das Staffelfinale stark nach einem Serienfinale an. Auch wenn Benedict Cumberbatch bereits für Staffel 5 unterschrieben hat – Steven Moffat und Mark Gatiss lassen die Zukunft der Serie nach wie vor offen und es gibt weder einen konkreten Dreh- oder Erscheinungstermin. Nach den gemischten Reaktionen auf Staffel 4 werden sich alle Beteiligten wahrscheinlich sehr genau überlegen, ob Cumberbatch und Freeman erneut in der Baker Street 221B tätig werden. Ich persönlich mochte vor allem die zweite Folge der vierten Staffel, wahrscheinlich weil sie sich so sehr nach den früheren Staffeln anfühlte. Folge 1 hingegen hat mich fast durchweg gelangweilt. In Folge 3 schließt die Staffel noch einmal mit einem interessanten Kniff ab, wenngleich die Story deutliche Logikschwächen hat. Die Geschichte rund um Eunus Holmes weiß dennoch zu überzeugen und versöhnte mich ein wenig mit dieser Staffel, einfach weil sie eine neue, interessante Figur ins Zentrum stellte. Insgesamt empfand ich diese Staffel dennoch schwächer als Staffel 1 bis 3, wenn auch deutlich stärker als das Weihnachtsspecial 2017. Ein bisschen mehr Sherlock & Watson-Action und etwas weniger private Probleme aller Beteiligten hätten mein Urteil noch positiver ausfallen lassen. Aber wer weiß – vielleicht erwartet uns ja wirklich irgendwann noch eine fünfte Staffel. Sollte das vor 2019 der Fall sein, würde ich mich allerdings sehr wundern.
Weiterempfehlung: Die Serienversion des Klassikers von Arthur Conan Doyle transportiert die Geschichte seines Meisterdetektivs Sherlock Holmes ins modernde London. Sich mal mehr, mal weniger stark an der Vorlage orientierend, erzählen die Macher auch in Staffel 4 drei spannende Fälle, die sich allerdings mehr der Hintergrundgeschichte einzelner Figuren widmen als das in früheren Staffeln der Fall war. Es ist daher empfehlenswert, Staffel 1 bis 3 geschaut zu haben, bevor Staffel 4 auf den Bildschirm wandert.
Habt Ihr die neueste Staffel Sherlock bereits gesehen? Wie hat sie Euch gefallen? Und findet Ihr auch, dass die neuen Folgen eine andere Ausrichtung haben als noch diejenigen in Staffel 1 bis 3?
Die Schwester heißt doch Eurus, in Anlehnung an den Ostwind. 😉
Ansonsten stimme ich dir zu, es gab so einige Probleme mit dieser Staffel. Besonders schade finde ich, dass Moriarty so sinnfrei auftaucht. Er steuert ein paar Videos bei, und das wars? Das erscheint mir doch ein wenig zu schwach.
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Ach so, na gut. Dann ändere ich das wohl mal. Danke für den Hinweis. 😉
Den Kniff mit Moriarty und der Schwester habe ich auch nicht ganz verstanden. Hat sie ihn jetzt nur benutzt, um an Sherlock heranzukommen? Und warum hat er das mit sich machen lassen? Irgendwie komisch.
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🙂
Schaut so aus, und er war damit zufrieden, komische Videos beizusteuern. Da fehlt es mir einfach an Pepp…
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… nicht nur dir! 😉
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Nach drei wirklich ziemlich guten Staffeln war die vierte irgendwann nur noch völlig konstruiert und unlogisch, wobei das Ganze natürlich immer noch super inszeniert und montiert ist.
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Das ist, so glaube ich, das Erfolgsrezept der Serie: Sie ist halt super gemacht und kann selbst eine mäßige Story irgendwie tragen. Ich kann deshalb auch nicht sagen, dass mir Staffel 4 keinen Spaß gemacht hat (außer Folge 1). Bleibt abzuwarten, wie lange dieses Konzept noch erfolgreich sein kann.
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Ohje, jetzt muss ich mich erstmal kurz zurückerinnern. Ich hab die Staffel gesehen, als sie Anfang des Jahres auf BBC lief – das ist schon wieder verdammt lange her!
Insgesamt fand ich Staffel 4 um Längen besser als 3. Ich fand, hier ging es wieder viel mehr um Fälle als um das zwischenmenschliche Gedöns. Das nimmt natürlich auch eine große Rolle ein, und auch eine wichtige, und das ist ja auch eine Aussage der gesamten Serie, wie sich Sherlock als Mensch von Staffel zu Staffel weiterentwickelt und eben „menschlicher“ wird. Staffel 3 war mir dennoch zu wenig „detektivisch“, 4 dagegen hat mir richtig gut gefallen! Meine Lieblingsfolge war tatsächlich auch die zweite, weil sie mich so sehr an die ersten beiden Staffeln erinnert hat, 3 fand ich auch klasse und 1 eigentlich auch – wenn vor allem aus dem Grund, dass mit ihr Mary (zumindest überwiegend) wieder von der Bildfläche verschwand und mit der war ich nie so richtig warm geworden.
Ob es weiter geht? Schwer zu sagen. Ich glaube aber, die Tatsache, dass Moriarty so „random“ – oder wie einer meiner Vorredner sagte, „sinnfrei“ – immer wieder auftaucht, könnte ein Hinweis darauf sein, dass es noch eine weitere Staffel geben wird. Sicherlich müssen wir uns auf eine ähnlich lange Wartezeit einstellen wie vor dieser Staffel, aber wenn dann so etwas Gutes dabei herauskommt, nehme ich das gerne in Kauf.
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Dafür dass deine Sichtung schon länger zurückliegt, erinnerst du dich aber doch noch sehr gut! 😉 Ich kann dir nur zustimmen, dass Folge 2 die beste der Staffel 1, gerade weil sie so an die „guten alten Zeiten“ von Staffel 1 und 2 anknüpft. Für mich bräuchte es auch gar kein riesiges Tamtam rund um die Fälle – eine gute Detektivgeschichte würde völlig reichen. Die Hauptfiguren sind schon spleenig genug, dass man sie nicht noch zusätzlich in irgendwelche privaten Probleme verwickeln müsste. Ich spiele damit ein bisschen auf Mary an, die ich auch immer etwas schwierig fand. Auf der einen Seite war es schön für John, dass er jemanden gefunden hat, auf der anderen Seite hat da die Chemie nicht so richtig gestimmt zwischen den Figuren (was ja noch merkwürdiger ist, wenn man bedenkt, dass die Darsteller ein Paar waren außerhalb der Serie). Es wird auf jeden Fall spannend zu sehen, ob es eine weitere Staffel geben wird und in welche Richtung diese die Serie dann weiterentwickelt – noch mehr Drama oder wieder mehr Krimi?
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Moin. Zusammen gesehen ist es für mich ein super zusammen gesetztes Schauspiel. Denn ich liebe Sherlock schon seid Schauspieler, Basil, in verkörperte. Lange musste ich warten, wieder ein richtiger Sherlock auftaucht. Man hat ihn gefunden. Ja, ich muss dringen weiter machen, mit dem Blog, aber das nur nebenbei. Staffel 4 gebe ich dir aber recht. Es war gewöhnungsbedürftig. Es passte aber. Diese Überheblichkeit ist geblieben, aber man konnte endlich sehen, dass selbst Sherlock Gefühle entwickeln kann. Es war vieles anders, aber eine kleine Abweichung kann dich keinem weh tun oder ? (Schreibe mal einen Blog drüber). Staffel 4 war trotzdem super gemacht.
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Da gebe ich dir recht: Sherlocks Charakter hat sich schon deutlich weiterentwickelt und er ist jetzt – trotz seiner Überheblichkeit – fast dazu in der Lage, Gefühle zu zeigen. Zumindest ansatzweise. 😉 Diese Veränderung war schon in Ordnung und es bleibt so auf jeden Fall spannend, sollte es eine fünfte Staffel geben. 🙂
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Auch ich gehöre zu der Fraktion, die Folgen 1 und 2 gut fanden, aber Folge 3 nicht. Denke das für die Fraktion das Problem ist, wenn die Serie von leichten Gags, die viel Freude bringen zu nur Gags, nur Fanservice oder nur überkrassen Endgegnern a la Moriarty wechselt. Früher war das alles gut dosiert, sodass es viel Spaß gemacht hat, wenn man die dreist mitdenkenden und Sherlock Paroli bietenden Gegner erlebt hat. Aber an Beispiel von Eurus wurde das mal wieder so übertrieben, dass es nicht mehr glaubwürdig ist. Und das nimmt Fans wie mir die Serie weg, die man so geliebt hat.
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Hmm, ja – deiner Argumentation kann ich durchaus folgen. Ich glaube, vielen „alten“ Fans hat vor allem Folge 2 gefallen, weil sie am ehesten an die frühe Serie anknüpft. Ich weiß auch nach wie vor nicht, was ich von Folge 3 halten soll. Mir war es auch phasenweise einfach zu viel: Eurus, Moriarty, Kind im Flugzeug, Insel im Meer und und und. Da war schon ordentlich was los, aber leider nicht alles mit Konzept. Gerade Moriarty war irgendwie unmotiviert eingebaut – fast so eine Art Deus ex machina. Ganz seltsam. Ich bin wie gesagt sehr gespannt, in welche Richtung die Serie driften wird, sollte sie denn fortgesetzt werden.
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Ja, die Staffel ist enorm anders als die anderen und ich habe auch viel Kritik dazu gehört. Ich muss ehrlich sagen, dass mir das gut gefallen hat, auch wenn es sich natürlich meilenweit von der literarischen Vorlage entfernt hat (Schwester?! :D). Ich fand die plot twists aber gut und die 3. Folge musste ich tatsächlich erst mal eine Weile verarbeiten, die hatte mich fertig gemacht. Fand das letztlich aber echt nicht schlecht gemacht – allerdings stimme ich dir zu, dass es sich absolut nach einem Staffelfinale angefühlt hat. Was sollte denn da noch kommen?! Theoretisch müssten sie dann zurück zur Strategie aus Staffel 1-3 und wieder Fälle entsprechend der literarischen Vorlage lösen, aber das wäre irgendwie seltsam nach so einer 4. Staffel…
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Was dein Fazit angeht, kann ich dir absolut zustimmen – was sollte nach dieser Staffel noch kommen? Ich bin sehr gespannt, ob Sherlock nochmal zurückkommen wird in einer fünften Staffel. Gerade weil Staffel 4 nicht unbedingt gelobt wurde, ist die Entscheidung dafür natürlich enorm schwierig. Wenn Staffel 5 ebenfalls nicht überzeugt, ruiniert die Serie sich damit schließlich endgültig ihren guten Ruf. Und ob die Macher und Schauspieler sich das antun wollen? Schwierig. Es bleibt also auf jeden Fall spannend. 🙂
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Ja, man muss auch den Absprung schaffen/den Punkt finden, an dem man aufhören sollte, finde ich. Das gilt für so einige Dinge, aber eben auch Serien. 😉
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