Büro ist kein Ponyhof. Jeder von Euch, der ebenso wie ich zu den Schreibtischtätern gehört, kann das bestimmt bestätigen. Ich habe das Glück, wirklich tolle Kollegen zu haben, aber selbst in einem gut funktionierenden Team gibt es die üblichen Büroprobleme. Jemand hat aus irgendeinem Grund schlechte Laune, die Kaffeemaschine spinnt (absoluter Super-GAU!), das Telefon klingelt ohne Unterlass, zwanzig Kunden wollen irgendeine spontane Extraleistung, es ist heiß oder kalt oder stickig oder der Tag zieht sich wie Kaugummi.

Man multipliziere diesen normalen Wahnsinn nun mit zehn, stecke völlig verschiedene Menschen in eine Abteilung, füge einen unfähigen und bisweilen rassistischen Chef hinzu und voilà – fertig ist die bitterböse Bürosatire mit dem Namen Stromberg, deren erste Staffel der Herr Koch und ich uns (als Ausgleich zu Black Mirror…) in den letzten Wochen angeschaut haben.

Zur Handlung

Büro ist wie Achterbahn fahren, ein ständiges Auf und Ab. Wenn man das 8 Stunden machen muss, TÄGLICH, dann kotzt man irgendwann. – Bernd Stromberg

Die Serie spielt in der fiktiven „Capitol Versicherung AG“ und dort vor allem in der Abteilung „Schadensregulierung M-Z“, die von Bernd Stromberg geleitet wird. Ein Fernsehteam begleitet mit der Kamera den Büroalltag der Angestellten. Als Chef ist Stromberg bemüht, sein Team und vor allem sich selbst von der besten Seite zu präsentieren, was ihm aber kaum gelingt. Hautpfiguren aus der Schadenregulierung A-M sind neben Stromberg der faule und unmotivierte Ulf, die hübsche Tanja, der seltsame Berthold, der von allen gemobbt und immer nur Ernie genannt wird sowie die naive Erika. Außerhalb von Strombergs Abteilung spielen in Staffel 1 vor allem Frau Berkel, Strombergs Vorgesetzte, die ihn regelmäßig wegen verschiedener Vorfälle in ihr Büro zitiert, sowie Herr Turculu, erfolgreicher Leiter der Abteilung „Schadenregulierung A-L“, eine wichtige Rolle. Stromberg fühlt sich von beiden regelmäßig missverstanden bzw. in seiner Autorität bedroht und manövriert sich damit meistens noch tiefer in den Schlamassel.

Mockumentary nach britischem Vorbild

Als Vorbild für Stromberg diente die britische Mockumentary The Office. Im selben Stil parodiert Stromberg nicht nur den (deutschen) Büroalltag, sondern auch die Anfang der 2000er Jahre sehr beliebten Doku-Soaps. Verwackelte Kameraeinstellungen, Interviews mit den Angestellten sowie Szenen, die scheinbar heimlich und ohne Wissen der beteiligten Personen aufgezeichnet wurden, verstärken den dokumentarischen Charakter und erzeugen beim Zuschauer das Gefühl, hier wirklich in einem Büro gelandet zu sein und den Menschen dort bei der „Arbeit“ zuzuschauen. Wenn man das denn Arbeit nennen kann, was dort passiert, denn im Mittelpunkt der Geschichte stehen nicht die Schadensfälle, sondern die Probleme der Mitarbeiter mit sich selbst, ihren Kollegen oder dem Chef. Ulf spielt eigentlich den ganzen Tag nur am PC oder mobbt Ernie; Ernie hingegen möchte wirklich arbeiten, lässt sich durch das Mobbing aber so ablenken, dass er es nicht schafft; Tanja muss sich permanent den amourösen Annäherungen der beiden erwehren und Erika ist als Tratschtante mit allem beschäftigt, nur nicht mit der Schadenregulierung. Auch Stromberg kümmert sich um Vieles, aber nicht darum, dass es in seiner Abteilung rundläuft. Im Umgang mit seinen Mitarbeitern besitzt er in etwa so viel Taktgefühl wie ein Stein. Auch politische Korrektheit gehört nicht zu seiner Stärke, etwa wenn er sich weigert, seinen Behindertenparkplatz an einen Rollstuhlfahrer abzutreten. Einige Beispielsprüche gefällig?

Als Chef ist Sensibilität sehr wichtig. Gerade mit andersgeschlechtigen Mitarbeitern. Zum Beispiel Frauen.

Der Türke kann Kaffee, Döner, Bauchtanz. Mehr nicht. Das ist kein Vorurteil, sondern historisch erwiesen. Die alten Griechen, die haben historisch was geleistet, aber der Türke, da wird es eng.

Die Berkel, also Frau Berkel ist ja so gesehen meine Vorgesetzte. Ich sach ja immer Tuberkel oder Eva Braun, also intern.

Fazit

Stromberg polarisiert. Damit meine ich die Hauptfigur, aber auch die Serie als Ganzes. Die Erzählweise, den Mockumentary-Stil, die völlig überzeichneten Charaktere und Situationen und auch den Humor – das muss man mögen, keine Frage. Wenn man es aber mag, dann bietet Stromberg beste Unterhaltung. Gerade Christoph Maria Herbst füllt die Rolle des Ekelchefs einfach so großartig aus, dass man sich fragen muss, ob er eigene Büroerfahrungen (er ist gelernter Bankkaufmann) in die Umsetzung dieser Figur einfließen lassen konnte. Ich habe mich durchaus amüsiert während der ersten acht Folgen, auch wenn die Sprüche manchmal hart an der Grenze (oder auch drüber) sind. Da hier aber zu jedem Zeitpunkt deutlich wird, dass es sich um eine Parodie (der Parodie, um hier noch einmal eine Metaebene aufzumachen…) handelt, darf politische Korrektheit meiner Meinung nach auch mal hintenanstehen.

Weiterempfehlung: Stromberg ist eine deutsche Comedyserie aus dem Jahr 2004, die im Stile einer Dokumentation den Büroalltag parodiert – und zwar ohne Rücksicht auf politische Korrektheit oder guten Geschmack. Im Zentrum steht der unfähige Chef Bernd Stromberg, der seine Abteilung einfach nicht in den Griff bekommt. Ob ihm dies in Staffel 2 vielleicht doch noch gelingt, werde ich mir auf jeden Fall anschauen.

Nach Friends hole ich nun also auch noch einen deutschen Comedyklassiker nach! Habt Ihr Stromberg – oder auch das britische Vorbild The Office – geschaut? Wie gefällt Euch dieses recht spezielle Serienformat?

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