Doubt thou the stars are fire;

Doubt thou the sun doth move;

Doubt truth to be a liar;

But never doubt I love.

– William Shakespeare

Sons of Anarchy erzählt über sieben Staffeln eine eigentlich altbekannte Geschichte. Eine Geschichte über einen Anführer und seinen Nachfolger, die zu Rivalen werden. Eine Geschichte über Liebe und Verrat, über Macht und Neid und den Wunsch nach Veränderung. Dass Serienschöpfer Kurt Sutter sich dazu von Shakespeares Hamlet inspirieren ließ, ist kein Geheimnis. Wie auch Shakespeare ist Sutter mit den Figuren in seiner Geschichte nicht zimperlich, denn beide wissen, was das Erfolgsrezept einer guten Geschichte ist: Es ist nie die Story selbst, es sind immer die Figuren und ihre Beziehungen zueinander, die einer Handlung Relevanz geben. Beachtet man diese simple Regel, dann ist es nicht nur möglich, sondern eine wunderbare Idee, eine bekannte Geschichte in einem ungewöhnlichen Milieu neu zu erzählen. Genau so eine Geschichte erlebt der Zuschauer in Sons of Anarchy, dessen finale Staffel ich in diesem Beitrag Revue passieren lasse und mit einem Fazit zur kompletten Serie ausklingen lasse.

Zur Handlung

Die finale Staffel besteht wie alle anderen Staffeln (außer Staffel 4) aus 13 Folgen. Diese sind allerdings teilweise deutlich länger als in vorigen Staffeln (deutlich über 40 Minuten, teilweise über 80 Minuten). So ist es nicht verwunderlich, dass die Story in Staffel 7 noch einmal richtig in Schwung kommt und viel zu komplex ist, um ihrer in wenigen Sätzen gerecht zu werden. Im Zentrum steht natürlich die Rache für Taras Tod, die aufgrund von Gemmas und Juice‘ Lüge nicht nur die beiden, sondern auch weitere Clubmitglieder in Gefahr bringt. Während Jax zunächst von Wut und Verzweiflung geblendet ist und seine Gefühle in direkte Gewalt umschlagen, welche die Beziehungen zu anderen Gangs gefährden, ändert sich das bald. Der Verlust weiterer geliebter Menschen macht ihm schmerzhaft bewusst, dass er der Gewaltspirale keinen Einhalt gebieten kann und seine Söhne deshalb auf dasselbe Leben zusteuern, das er lebt und das er und Tara für sie nie wollten. Am Ende muss Jax sich entscheiden, ob er bereit ist, das ultimative Opfer zu bringen, damit die Vision seines Vaters von einem gewaltfreien Club noch wahr werden kann.

Das Ende

This is who I am. I can’t change.

– Jax Teller

Auch wenn Sons of Anarchy eine Ensemble-Serie ist und viele sehenswerte und interessante Charaktere die Handlung gestalten, steht Jax Teller von Anfang an im Mittelpunkt. Er ist der Fixpunkt, der Stern, um den sich das SAMCRO-Universum dreht. Selbst in den ersten Staffeln, in denen Clay noch President ist, zieht Jax mehr und mehr die Fäden und ist derjenige, der eine größere Vision für den Club hat und sich nicht mit Waffenhandel zufriedengeben will. Sein persönliches Schicksal ist untrennbar mit dem seines Clubs verknüpft. Das wird ihm in der finalen Staffel nach Taras Tod schmerzlich bewusst. Fast wirkt er erleichtert, als klar wird, dass der überstürzte Mord an Jury sein Todesurteil ist. Das gibt ihm die Kraft, all die Dinge zu regeln, die er vorher entweder nicht über sich gebracht hat (seine Söhne aus Charming wegbringen und ihnen ein Leben abseits des Clubs ermöglichen) oder die harte Konsequenzen nach sich gezogen hätten (Feinde wie Barosky und Marks ermorden). Seine Tage sind gezählt und er erkennt, dass dies seine Chance ist, den Club doch noch in die richtige Richtung zu lenken und das Erbe seines Vaters zu erfüllen. Und es gelingt: Die Waffengeschäfte wandern von SAMCRO zu den Mayans und auch von Marks und Barosky droht keine Gefahr mehr. Als er sich auf das Motorrad seines Vaters setzt und damit in den Tod fährt, hat er alles geregelt und den Sons in Charming einen Neuanfang ohne die Familie Teller-Morrow ermöglicht. Selbst alte Fotos und seine Tagebücher hat er vorab vernichtet, damit seine Söhne nicht in seine Fußstapfen treten können.

Jax Teller bringt damit das ultimative Opfer – sein eigenes Leben für die gewaltfreie Zukunft seiner Familie und des Clubs. Ich war darauf vorbereitet, dass er am Ende der Serie sterben würde; alles andere hätte mich sehr gewundert. Allerdings hatte ich gedacht, dass das Ende der Serie auch das Ende des Charming-Chapters bringen würde. Das tat es nicht. Zurück bleibt eine kleine Truppe, angeführt von Chibs (ich muss nochmal sagen, wie großartig ich Tommy Flanagan finde!) und Tig, die sich den legalen Unternehmungen in der Pornoindustrie zuwenden kann. Die Geschichte von SAMCRO geht also weiter, schlägt aber ohne ihren Mittelpunkt – die Teller-Familie – ein ganz anderes Kapitel auf, das wenig mit dem Geschehnissen der sieben Staffeln zu tun hat. Diesen Cut als Serienfinale zu nehmen, empfinde ich als durchaus befriedigenden und folgerichtigen Abschluss.

Fazit

Es war eine lange und bewegte Reise, auf welcher der Herr Koch und ich die Sons in insgesamt 92 großartigen Episoden begleiten durften. War ich anfangs doch sehr skeptisch, ob ich mit dieser „Männerserie“ warm werden kann, hat sich diese Reserviertheit im Laufe der ersten Staffel ins komplette Gegenteil verkehrt. Dass ich mich in die SAMCRO-Welt so gut eingefunden und mich dort so wohlgefühlt habe, liegt vor allem an den Figuren und ihren Beziehungen zueinander. Nein, sie sind nicht (alle) nett. Nein, sie halten sich nicht (alle) an Gesetze. Nein, sie sehen nicht (alle) gut aus. Hier begegnet der Zuschauer Menschen aus einem rauen Milieu, die nach eigenen Wertvorstellungen und Normen leben, lieben und hassen und die füreinander alles tun würde. Und alles heißt in diesem Fall wirklich alles, wie Jax am Ende der Serie zeigt. Ich bin sehr froh, diese „Serienfamilie“ kennengelernt und mit ihnen ein Kapitel ihrer Geschichte erlebt zu haben, auch wenn der Abschied mir sehr schwer fällt. Als Trost bleibt mir aber wie so oft die Gewissheit, dass gute Geschichten unsterblich sind und ich jederzeit für einen Besuch nach Charming zurückkehren kann. Bei Lieblingsserien ist es schließlich gute Gewohnheit, dass ich ihnen den einen oder anderen Rewatch angedeihen lasse.

Weiterempfehlung: Sons of Anarchy ist eine amerikanische Dramaserie, in der die Geschichte des fiktiven Motorradclubs Sons of Anarchy erzählt wird. Im Zentrum steht Jax Teller, dessen persönliches Schicksal untrennbar mit dem seines Clubs verbunden ist und der dafür auch zu großen Opfern bereit ist. Wer die vorigen Staffeln mochte, wird auch von den finalen 13 Episoden und dem Serienende nicht enttäuscht sein. Allen, die noch nicht in Charming zu Besuch waren, möchte ich eine Reise in die SAMCRO-Welt dringend empfehlen. Freunde gut gemachter Dramaserien, die kein Problem mit Gewaltdarstellungen haben, sind hier auf jeden Fall richtig. Bonus: Der Soundtrack zur Serie ist großartig. Bedingungslose Weiterempfehlung!

Nach einem halben Jahr ist nun der Moment gekommen, um mich von den Sons zu verabschieden. Das stimmt mich traurig, denn die Serie hat mich fantastisch unterhalten die letzten Monate. Andererseits bin ich sehr froh, diese Serienperle im Dschungel des Seriendickichts entdeckt zu haben. Wie hat Euch Sons of Anarchy gefallen? Findet Ihr das Serienende passend oder hättet ihr Euch ein anderes gewünscht? Diskutiert mit mir!   

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