Wenn es um Dramaserien geht, habe ich eine goldene Regel, nur eine. Diese lautet: Egal wie sehr mich die Serie nervt, langweilt oder aufregt – habe ich eine Staffel begonnen, schaue ich diese auch zu Ende. Danach gehe ich tief in mich und entscheide, ob meine kostbare Lebenszeit weiterhin für diese Serie draufgehen darf. Wenn man stark auf die 30 zugeht, muss man mit seinen Kräften schließlich haushalten. Nun aber ist der Fall eingetreten, dass ich die goldene Regel brechen musste. Was, wieso, warum? Das lest Ihr in folgender Review, die so gut wie spoilerfrei ist, denn bei Rectify passiert so wenig, dass es eh nichts zu spoilern gibt. Ups, jetzt ist mir schon vorab ein Seitenhieb rausgerutscht. Shame on me.

Zur Handlung

In Staffel 1 versuchte Daniel Holden nach 18 Jahren im Gefängnis wieder in der Gesellschaft Fuß zu fassen. Er zog bei seiner Familie ein, freundete sich mit seinem Stiefbruder und seiner Stefschwägerin an und entdeckte das Leben völlig neu. Nicht allen in seinem Heimatort jedoch gefiel Daniels Rückkehr und so wurde er im Staffelfinale böse zusammengeschlagen. An diese Ereignisse knüpft Staffel 2 nahtlos an. Daniel liegt zunächst im Koma und erholt sich auch danach nur langsam von der Prügelei. Zurück zu Hause gehen die Probleme weiter: Stiefvater und Stiefbruder verlieren zunehmend die Geduld mit dem Ex-Knacki, seine Schwester Amantha traut sich nicht, die Stadt und Daniel zu verlassen, seine Mutter ist hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, Daniel zu helfen und der Sehnsucht nach einem normalen Leben. Daniel hingegen ist auf der Suche nach sich selbst und seinem Platz in der Gesellschaft.

Schöne Bilder, wenig Story

Vor einem guten Dreivierteljahr gefiel mir die erste Staffel der Serie ausgesprochen gut. In der Review schrieb ich:

Rectify ist das, was ich eine „leise Serie“ nenne. Eine, die viel auf Bilder und Metaphern setzt, die auch mal den Mut hat, Szenen unkommentiert stehen zu lassen und den Zuschauer bisweilen nachdenklich zurücklässt.

Daran ändert sich auch in Staffel 2 nichts und das ist völlig in Ordnung. Auch die leisen Töne haben ihre Berechtigung. Dennoch fehlt es mir in dieser Staffel an Substanz: Die Story ist schlichtweg dünn. Staffel 1 war interessant, weil der Zuschauer die Figuren erst einmal kennenlernen musste und zeitgleich miterleben konnte, wie Daniel aus dem Gefängnis entlassen wird und sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren versucht. In Staffel 2 sind die Figuren allerdings bekannt, sodass die Handlung nun Fahrt aufnehmen könnte. Tut sie aber nicht. Alle Familienmitglieder sind unzufrieden mit der Gesamtsituation, aber es passiert – nichts. Daniel lässt sich treiben, Amantha arbeitet im Supermarkt, Teddy verkauft weiterhin Autoreifen und Tawney geht in die Kirche. Gähn. Diese auf wenige Sätze reduzierbare Handlung in Kombination mit langen Kameraeinstellungen und manchmal minutenlangem Schweigen ist für mich schlichtweg die Definition von Langeweile. Mit Schrecken habe ich festgestellt, dass Rectify eine der am besten bewerteten Serien der letzten Jahre ist. Warum das so ist, kann ich nicht nachvollziehen. Schöne Bilder und gute Schauspieler – beides hat Rectify definitiv – können über eine dünne Handlung und zähe Erzählweise leider nicht hinwegtäuschen.

Fazit

Ich habe es versucht mit der zweiten Staffel, wirklich. Aber schon die erste Folge mit dem komatösen Daniel, der irgendeinen wirren Traum hat, bietet keinen gelungenen Einstieg. Danach habe ich mich durch 7 1/2 weitere Folgen gekämpft und gestern schließlich kapituliert. Bereits nach zehn Minuten erwischte ich mich nämlich dabei, wie ich auf die Uhr geschielt habe. Weitere zehn Minuten später schrieb ich vor Langeweile nebenbei WhatsApp-Nachrichten. Nein, für mich ist nun der Punkt erreicht, an dem ich meine goldene Regel brechen und mich aus Georgia verabschieden muss.

Weiterempfehlung: Rectify ist eine us-amerikanische Dramaserie, in deren Zentrum Daniel Holden steht, der 18 Jahre unschuldig in der Todeszelle saß und nun seinen Weg zurück in die Gesellschaft sucht. Staffel 2 knüpft an die Geschehnisse von Staffel 1 an, kann deren Niveau aber nicht halten. Zu langatmig, zu zäh, zu wenig relevant ist die Story in dieser Staffel. Mich konnte sie nicht fesseln, sodass ich in Folge 8 ausgestiegen bin und mir auch die weiteren Staffeln nicht anschauen werde.

Habt Ihr schon einmal in Rectify hineingeschaut? Was fasziniert Euch daran? Ich bin gespannt auf andere Meinungen zu dieser hochgelobten Serie!