Dass ich in meiner Freizeit gerne schreibe, zu dieser Erkenntnis hat mir der Blog schon vor Jahren verholfen. Im vergangenen Jahr habe ich es dann gewagt und mir auch einen Job gesucht, in dem Schreiben zu den vorwiegend ausgeführten Tätigkeiten gehört. Seit einem guten halben Jahr arbeite ich nun als Online-Redakteurin in einer Social-Media-Agentur. Dort übernehme ich für verschiedene Kunden die redaktionelle Betreuung ihrer Facebookseite, ihres Instagramkanals, Xing-Auftritts oder Unternehmensblogs, wobei der Schwerpunkt schon sehr deutlich auf dem Netzwerk Facebook liegt. Ich suche also Themen aus, recherchierche dazu, schreibe die Texte für die entsprechenden Beiträge, erstelle sie in Zusammenarbeit mit einem Grafiker und veröffentliche die Beiträge zum vorgesehenen Termin auf den Seiten der Kunden. Hohe Literatur ist das nicht, aber das wusste ich vorher. Ich hätte mich auch um einen Job bei einem Verlag oder einer Tageszeitung bemühen können, das war aber nicht das, was ich wollte. Außerdem ist der Einstieg dort meist nur über ein Volontariat möglich, auf das ich als Quereinsteigerin ohne Berufserfahrung wahrscheinlich schlechte Chancen gehabt hätte. So hänge ich nun den ganzen Tag bei Facebook herum und werde dafür bezahlt. Welche weiteren Erkenntnisse ich aus meinen ersten sechs Monaten als Vollzeitschreiberling noch gezogen habe, fasse ich für Euch (und auch für mich) einmal zusammen. Vielleicht ist ja unter Euch der eine oder andere, der sich auch schon mal gefragt hat, ob so ein Redakteursjob nicht etwas für ihn oder sie wäre…

1. Schreiben macht mir auch Spaß, wenn ich mir das Thema nicht selbst aussuchen kann

Das Wichtigste zuerst: Schreiben macht mir auch beruflich Spaß. Puh, Glück gehabt. Es macht mir Spaß, jeden Tag acht Stunden nach passenden Themen und den richtigen Formulierungen zu suchen. Die Inhalte, über die ich schreibe, sind vielfältig, weil ich für Kunden aus den verschiedensten Bereichen schreibe: Technik, Lebensmittel, Einrichtungsgegenstände, Kosmetik und und und. Auch die Zielgruppen, die angesprochen werden sollen, unterscheiden sich deswegen natürlich stark: Neukunden, Bestandskunden, aktuelle und potentielle Mitarbeiter, anspruchsvolle Klientel, Klientel, die einfach unterhalten werden will, … Damit geht einher, dass das sprachliche Register von Projekt zu Projekt stark variieren kann. Es wird also nie langweilig.

2. Ich habe (fast) immer Lust darauf, zu schreiben.

Jeder von uns steht mal mit dem falschen Fuß auf und hat einen schlechten Tag. Das ist normal und auch ich habe solche Tage, an denen es gefühlt nicht gut läuft. Aber selbst dann bin ich normalerweise in der Lage, die anstehenden Schreibaufgaben zu bewältigen. Ich habe sehr, sehr selten komplette Schreibblockaden, sondern kann mich darauf verlassen, dass ich trotz schlechter Laune oder Pollenallergieflash (keine gute Zeit gerade…) dennoch etwas aufs digitale Papier bringe. Auch wenn Zeitdruck gewiss nicht mein Freund ist und mir auch – anders als vielen anderen Menschen – keinen Kreativitätsschub gibt (ich glaube daran, dass gute Ideen reifen müssen), bekomme ich es im Normalfall hin, auch kurzfristig gesetzte Deadlines einzuhalten. Tatsächlich habe ich festgestellt, dass die Tageszeiten keine große Auswirkung auf meine Schreibproduktivität haben: Ich kann früh morgens genauso gut schreiben wie direkt nach dem Mittag oder am späteren Nachmittag. Nur der Abend ist nicht meine Zeit.

3. Vorbereitung und Recherche sind das A und O

Jedes Mal, wenn ich ein Projekt neu übernehme, fühle ich mich kurz überfordert, weil es im Normalfall wieder ein völlig neues und unbekanntes Thema mit sich bringt, in das ich mich erst einmal eindenken und einarbeiten muss. Je technischer dieses Thema ist, desto schwieriger und langwieriger gestaltet sich das natürlich, denn mein Bildungshintergrund ist eben ein geisteswissenschaftlicher. Dennoch habe ich festgestellt, dass es im Normalfall möglich ist, mit ein, zwei, drei Stunden Recherche einen ganz guten Gesamtüberblick über ein Thema zu erlangen. Das Detailwissen kommt dann im Laufe der Zeit fast von selbst hinzu. Wie so oft gilt auch hier die Regel: Einfach erstmal anfangen.

4. Ich mag es, verschiedene Textsorten zu schreiben

Oben schrieb ich bereits, dass ich vor allem für Facebook texte. Das macht Spaß, weil bei Facebook inzwischen verschiedene Beitragsarten möglich sind und man nach Veröffentlichung auch eine direkte Rückmeldung bekommt, wie der entsprechende Text/Beitrag ankommt (Likes, Kommentare, geteilte Inhalte). Nichtsdestotrotz finde ich es spannend, für andere Netzwerke zu schreiben. Instagram lebt eher von hochwertigen Bildern und weniger vom Text, was es für mich nicht ganz sooo spannend macht. Bei Xing und Unternehmensblogs sieht das schon anders aus. Gerade so ein Blogartikel ist für mich eine gute Abwechslung und die Chance, einmal wirklich zwei Stunden an einem längeren Text zu feilen. Für Print schreibe ich kaum, aber wenn, dann empfinde ich das ebenfalls als spannend – vor allem, weil dabei ein haptisches Endprodukt entsteht.

5. Ich bin kein visueller Mensch, würde aber gern mehr über Grafikdesign lernen

Ich bin textfixiert. Aber so richtig. Selbst bei Instagram interessieren mich die Texte zu den Bildern meistens mehr als die Bilder selbst. True Story. Damit stehe ich ziemlich allein da, denn gerade in den sozialen Netzwerken interessieren sich die meisten Nutzer vor allem für visuellen Content und lesen Texte nur, wenn sie das Thema wirklich brennend interessiert. Vor meinem jetzigen Job war mir gar nicht klar, dass ich so ticke. Jetzt gehört es aber zu meinen Aufgaben, dem Grafiker auch Bildvorschläge, GIF-Ideen o. ä. zu meinen Texten zu liefern. Das fiel mir am Anfang unglaublich schwer, inzwischen ist es etwas besser geworden. Einerseits habe ich ein Gespür dafür entwickelt, wie ein „gutes“ Bild aussieht, andererseits sieht der Grafiker meine Vorschläge auch wirklich nur noch als Vorschläge an. 😉 Der Bereich Grafik inklusive Photoshop ist definitiv einer, in dem ich mich gerne noch einmal weiterbilden würde. Eine grundlegende Unterweisung in Photoshop hatte ich schon, aber dieses Programm ist viel zu komplex, als dass es sich an einem Tag auch nur annähernd begreifen lässt.

6. Korrekte Rechtschreibung und Grammatik sind auch in der digitalisierten Welt wichtig

Kennenlernen oder kennen lernen? So weit oder soweit? Zuhause oder zu Hause? Die deutsche Sprache ist auch für mich bisweilen ein wahre Wundertüte, was Rechtschreibung und Grammatik angeht. Ich gehöre zu der Generation, die in der Grundschule noch teilweise nach alter Rechtschreibung unterrichtet wurde und die ihre restliche Schulzeit in der „alte Regel/neue Regel-Übergangszeit“ verbracht hat. So kommt es, dass die Duden-Seite zu einer meiner am häufigsten aufgerufenen gehört, denn auch in den sozialen Netzwerken legen Kunden Wert darauf, dass auf ihren Präsenzen korrekte Texte veröffentlicht werden. Ich habe festgestellt, dass ich über Rechtschreibung wahrlich nicht alles weiß, dass das aber auch nicht schlimm ist. Es ist wichtig, überhaupt zu erkennen, dass mit diesem Wort oder jener Formulierung womöglich etwas nicht stimmt. Zweifeln ist wichtig, denn nur dadurch lassen sich Fehler ausmerzen.

7. Facebook ist eine Dauerbaustelle

„Ach Facebook!“ – Das ist wahrscheinlich einer der am meisten getätigten Ausrufe meinen Kollegen und mir. Denn Facebook ist eine riesige Dauerbaustelle. Funktionen kommen hinzu und verschwinden auf mysteriöse Weise wieder, nur um einige Tage später wieder verfügbar zu sein. Statistiken können manchmal abgerufen werden, manchmal nicht. Beiträge werden ohne erkennbaren Grund nicht veröffentlicht und Grafiken im falschen Format angezeigt. Jeden Tag gibt es irgendeine neue Absurdität, die alle, die damit arbeiten, zum Staunen oder Kopfschütteln bringt. Aber hey – wenigstens langweilig wird es nicht, denn man muss wirklich auf alles gefasst sein…

Mal schauen, welche Erkenntnisse mir die nächsten sechs Monate bringen – dann ist das nächste kleine Update zum Thema Schreiben als Beruf geplant. 🙂 Bis dahin berichtet mir doch gerne von Euren Erfahrungen, solltet Ihr beruflich auch mit dem Schreiben in Kontakt kommen. Gerne genommen werden übrigens auch Geschichten über die Wundertüte Facebook! 😉