Letzte Woche drehte sich in der Kategorie Seri(e)ös alles rund um das Thema „Serien mit Anwälten„. Setzen wir dieses Thema doch einfach fort, denn am Wochenende habe ich die erste Staffel rund um Alicia Florrick und ihre Erlebnisse in einer Chicagoger Kanzlei beendet. In Kürze werden ich außerdem die fünfte Staffel Suits beginnen (Sendestart auf Netflix: 05.04. 🙂 ), auf die ich schon lange sehnsüchtig gewartet habe. Reviews mit Anwälten werden mich und Euch somit durch die nächsten Wochen und Monate begleiten. Gibt Schlimmeres. Die folgende Review ist spoilerfrei, ich stelle lediglich die Ausgangssituation der Geschichte dar.

The Good Wife und ich

Als die Serie 2010 ins deutsche TV kam, interessierte sie mich nicht brennend, aber immerhin doch so sehr, dass ich zum Start einschaltete. Die ersten Folgen packten mich allerdings nicht, dann verpasste ich einige Episoden und hatte damit den Anschluss verloren. In der Folge wanderte die Ausstrahlung der Serie von ProSieben zu Kabel 1 zu sixx, was verdeutlicht, welch schlechte Karten sie und ich hatten, doch noch wieder zueinanderzufinden. Wenn ich nämlich einer Serie, die mich nur mäßig interessiert, treu bleiben soll, dann geht das nur mit in Stein gemeißeltem Sendeplatz. Grey’s Anatomy ist das perfekte Beispiel. Ich bin der felsenfesten Überzeugung, dass die Serie quotenmäßig unfassbar einbrechen würde, wenn ProSieben sie auf einmal nicht mehr mittwochs ausstrahlen würde.

So dauerte es also sieben Jahre, bis The Good Wife wieder auf meinem Bildschirm landete. Die Gründe dafür, dass ich ihr noch eine zweite Chance gab, sind recht simpel: Trotz geringen Interesses des deutschen TVs hat sie gute Kritiken erhalten und die Hauptdarstellerin Julianna Margulies gewann gleich zweimal den Emmy als beste Hauptdarstellerin einer Dramaserie (2011 und 2014). Zudem hatte ich Lust auf eine gute Dramaserie, die etwas leichter und weniger brutal daherkommt als Sons of Anarchy, aber dennoch mehr als nur seichte Unterhaltung bietet. Dass Netflix seit Kurzem alle sieben Staffel im Programm hat, erleichterte mir die Entscheidung für diese Serie zusätzlich.

Zum Inhalt

Worum geht es nun aber in The Good Wife? Weil ich es präziser nicht hinbekomme, zitiere ich hier die Inhaltszusammenfassung aus oben genanntem Beitrag. Diese lautet wie folgt:

In The Good Wife kehrt Alicia Florrick nach längerer Auszeit wieder in ihren Beruf zurück: Sie wird Junioranwältin in der Chicagoer Kanzlei Stern, Lockhard und Gardner. Die Tür zu dieser Stelle steht ihr offen, da sie mit Will Gardner, einem der Partner, einst zusammen studierte. Ganz freiwillig ist Alicias Rückkehr in die Berufswelt freilich nicht, denn nach der Verhaftung und Inhaftierung ihres Mannes Peter, seines Zeichens früherer Staatsanwalt, muss sie nun für das Familieneinkommen sorgen und zwei Kinder über die Runden bringen. Schnell jedoch gewöhnt sie sich an ihre neue Situation und geht in ihrem Beruf so richtig auf. Zusammen mit ihrer Kollegin Kalinda verteidigt sie die verschiedensten Klienten, während sie nebenbei mit der Wiederaufnahme des Prozesses gegen ihren Mann beschäftigt ist und auch dessen eheliche Untreue verarbeiten muss.

Eine Frau zwischen den Stühlen

Alicia Florrick ist das, was man eine Powerfrau nennt: Tagsüber toughe Anwältin, abends Mutter, außerdem noch eine Ehefrau, die damit klarkommen muss, dass ihr Mann sie betrogen hat und im Gefängnis sitzt. Dabei versucht sie, es allen recht zu machen und jedem gerecht zu werden: ihren Kindern, ihrer Schwiegermutter, ihren Chefs, ihrem Mann, allen Klienten. Wie sie selbst sich ihr Leben eigentlich vorstellt, für diese Art von Reflektion bleibt ihr zumindest zu Beginn der Serie keine Zeit. Erst nach und nach merkt der Zuschauer, wie sie damit hadert, ihren Job an einen anderen Junioranwalt verlieren zu können und wie es an ihr nagt, dass ihr Mann sie betrogen hat. Zunehmend fragtn sie sich, ob sie nach seiner Entlassung wirklich wieder mit ihm unter einem Dach leben kann oder ob die in der Luft schwebende Romanze mit ihrem Studienfreund Will vielleicht doch die bessere Option wäre. The Good Wife zeigt den Spagat einer Frau zwischen Beruf und Familie, zwischen Pflichterfüllung und Selbstverwirklichung, zwischen Abhängigkeit und Freiheit. Durch die Verwebung einer folgenübergreifenden Geschichte mit „cases of the week“ schafft sie eine gute Mischung aus interessanten, teils spannenden juristischen Fällen und familiär-amourösen Geschichten.

Fazit

Vielleicht war ich vor sieben Jahren einfach noch nicht reif für diese Serie. Die Hauptfigur eine zweifache Mutter, die ins Berufsleben zurückkehrt – nicht unbedingt die ideale Identifikationsfigur für eine 21-Jährige. Heute hingegen hat mir die erste Staffel viel Freude und gute Unterhaltung bereitet. Ich habe knapp fünf Wochen für die 23 Folgen gebraucht, was – wenn man bedenkt, dass ich weiterhin Sons of Anarchy verfolge, wann immer es geht – wirklich fix war. Auch wenn mir manche Szenen vielleicht etwas zu rührig waren und ich auch (noch?) nicht ganz verstehe, warum Alicia ihrem Mann so ohne Weiteres seine Fehltritte verzeiht, funktioniert die Story richtig gut. Ein bisschen Büroleben, eine bisschen Gerichtssaal, ein bisschen Streit mit der Schwiegermutter, ein bisschen Flirten mit dem Chef – The Good Wife findet zwischen diesen Dingen genau die richtige Balance. Neben Juliana Margulies in der Hauptrolle gefallen mir vor allem Christine Baranski und Josh Charles als Diane Lockhart und Will Gardner, Alicias Chefs. Mal abgesehen davon, dass ich Baranski sowieso zum Niederknien finde (ich liebe, liebe, liebe sie als Dr. Beverly Hofstadter in The Big Bang Theory!), ist Diane Lockharts „Romanze“ mit einem schnauzbärtigen republikanischen Ballistik-Experten einfach nur zauberhaft und so voller Witz, dass dieser kleine, wirklich nebensächliche Handlungsstrang, die Staffel für mich enorm aufwertet. Dass es für mich auch ein Wiedersehen mit Matt Czuchry, seines Zeichens bekannt als Logan aus den Gilmore Girls, gab, rundet den guten Eindruck ab.

Weiterempfehlung: The Good Wife ist eine amerikanische Dramaserie, die den beruflichen Neuanfang der Anwältin Alicia Florrick erzählt und es dabei schafft, die Geschichten rund um ihre Arbeit mit einer folgenübergreifenden Storyline rund um ihr Privatleben zu verknüpfen. Das schafft Kontinuität und erzählerische Qualität. The Good Wife ist daher nicht nur explizit etwas für Fans von Anwaltsserien, sondern spricht ein breiteres Publikum an: Freunde gut gemachter Dramaserien, aber auch Krimifans können hier auf ihre Kosten kommen.

Ach ja, Anwaltsserien! Habt Ihr The Good Wife bzw. die erste Staffel der Serie gesehen? Wie hat sie Euch gefallen? Und gebt ihr Serien noch einmal eine zweite Chance, wenn es beim ersten Versuch zwischen Euch nicht „funkte“ oder sortiert ihr knallhart aus? 😉