TV-Serien sind großartig. Groß-ar-tig. Ich werde nicht müde, diesen Umstand zu betonen. Ganz ehrlich, es gibt wenig, das so viel Freude bereitet, wie ein Abend mit der eigenen Lieblingsserie, oder? Dennoch muss man sich darüber im Klaren sein, dass die eigenen Sehgewohnheiten noch lange nicht mit denen anderer Serienjunkies d’accord gehen müssen. Manchmal tun sich in Bezug auf Sehgewohnheiten und Serienpräferenzen ungeahnte Diskrepanzen auf. Ich vertrete darum die Meinung, dass sich die Serienfan-Gemeinde in acht Typen aufteilen lässt.

Die acht Serienfan-Typen

Der Bingewatcher: Der Bingewatcher (kurz auch Binger) ist bei der Auswahl seiner Serien nicht sonderlich wählerisch. Unterhaltsam soll sie sein, süchtig soll sie machen, einen nicht mehr loslassen soll sie – nach solchen Serien sucht der Bingewatcher. Seine Abende/Nächte und die Wochenenden verbringt er vornehmlich zu Hause auf dem Sofa oder im Bett, wo er sich durch das Angebot der verschiedenen Streamigdienste arbeitet. Pausen macht er nur für den Gang zum Kühlschrank, den Gang ins Bad oder um auf diversen sozialen Netzwerken über seine Binge-Aktivitäten zu berichten. Zu Serienabenden mit Freunden wird er nur gelegentlich eingeladen, weil alle wissen, dass sie dann nicht vor dem Morgengrauen nach Hause gehen können.

Der Genießer: Ganz im Kontrast zum Bingewatcher steht der Genießer. Der Genießer zelebriert das Serienschauen. Er sucht liebevoll und umsichtig die Serie seiner Wahl aus, informiert sich genau darüber, wie viele Folgen und Staffeln auf ihn warten und teilt sich das Serienvergnügen strikt ein. Eine, höchstens zwei Folgen pro Tag müssen reichen, denn nur so hat der Genießer lange etwas von seiner auserwählten Serie. Hat er eine Serie beendet, fällt er in ein kleines Loch und benötigt erst einmal etwas Zeit, bevor er sich der Auswahl der nächsten Serie widmet. Das Gesehene muss schließlich gewürdigt werden und sollte eine gewisse Zeit nachwirken. Serienabende in Gesellschaft lehnt er ab – zu groß ist die Furcht, einen Moment seiner Lieblingsserie zu verpassen, weil jemand einfach hineinquatscht.

Der Pragmatiker: Auch der Pragmatiker mag Serien, ist aber ähnlich wie der Bingewatcher nicht sehr wählerisch. Eine neue Serie im TV? Die schaut er sich gerne an. Streamingdienste nutzt er nach dem gleichen Verfahren – was da ist, wird geguckt; was fehlt, wird nicht vermisst. Auch die Länge einer Folge oder Staffel spielt für ihn keine große Rolle. Aufgrund dieser entspannten Geisteshaltung ist der Pragmatiker ein sehr genügsamer Geselle, mit dem problemlos gemeinsame Serienabende veranstaltet werden können.

Der Sammler: In früheren Jahrzehnten hortete der Sammler Kassetten oder CDs – heutzutage bunkert er BluRays oder DVDs. Auch wenn das schon etwas aus der Mode gekommen ist, lässt er sich davon nicht abbringen. Er schätzt es, seine Favoriten stets griffbereit zu haben und nicht von der Verfügbarkeit auf einer Streamingplattform abhängig zu sein. Bevorzugt kauft er übrigens bereits beendete Serien in der Komplettbox, gerne auch eine Limited Edition oder ähnliches. Seine Serienschätze sind für ihn Statussymbole, an denen er sich im Stillen erfreut. Gästen führt er diese aber ebenfalls in einer fast zelebratorischen Präsentation gerne ehrfürchtig vor. Niemals, aber wirklich niemals würde er einen seiner Schätze verleihen, denn die Gefahr von Kratzern oder sonstigen Zerstörungen wäre einfach zu hoch. Serienabende verstaltet er nur bei sich daheim; dabei darf niemand außer ihm die DVDs anfassen.

Der Qualitätsfanatiker: Er hat sie alle gesehen: Breaking Bad, The Wire, Twin Peaks, Boardwalk Empire – keine der in den letzten Jahren gehypten Qualitätsserien ist ihm fremd. Zusätzlich kennt der Qualitätsfanatiker aber natürlich auch die weit weniger bekannten Perlen: die spannende schwedische Krimiserie, die französische Indieproduktion und den japanischen Geheimtipp, den es nur in Originalfassung mit englischen Untertiteln gibt. Guilty Pleasure lehnt der Qualitätsfanatiker entschieden ab; nie würde er sich dazu verleiten lassen, eine Serie nur aus dem Wunsch heraus, unterhalten zu werden, zu schauen. Seine Freunde sind darum hin- und hergerissen, ob sie ihn auf ihrem nächsten Serienabend dabeihaben möchten. Er kennt sich zwar richtig gut aus, lässt sie aber garantiert nicht am späteren Abend Sex and the City gucken.

Der Unterhaltungssüchtige: Serien sollen Spaß machen – Punkt. Nach diesem Motto vergnügt der Unterahltungssüchtige sich mit Comedyserien und Guilty Pleasure aller Art. Mehr als drei Handlungssträngen gleichzeitig seine Aufmerksamkeit zu schenken, lehnt er ab – zu anstrengend. Auch das Figurenensemble sollte nicht zu groß sein – all diese Namen, die man sich sonst merken muss. Da der Unterhaltungssüchtige während des Serienschauens vornehmlich zeitgleich mit seinem Smartphone beschäftigt ist, muss eine Serie auch durch das reine Zuhören verständlich bleiben und kleine Aufmerksamkeitslücken tolerieren. Auf Serienabenden ist er übrigens derjenige, der die ganze Zeit quatscht.

Der Genrefixierte: Er liebt Krimis. Oder Comedy. Oder Horror. Oder Drama. Niemals jedoch mehr als ein Genre. Hat er einmal die Seriensparte gefunden, die ihn glücklich macht, ist der Genrefixierte für alle anderen Sparten verloren. Warum soll er schließlich Comedy schauen, wenn er genau weiß, dass ihn tief in seinem Herzen nur Dramaserien glücklich machen? Innerhalb des gewählten Genres schaut er hingegen so gut wie alles und ist DER Ansprechpartner bei Fragen zu diesem Thema. Zu Serienabenden hingegen lädt man ihn nur ein, wenn sie sein Genre als Motto haben. Ansonsten erscheint er nämlich sowieso nicht.

Der Neugierige: Game of Thrones soll super sein? The OA auf Netflix auch? Oh, und die neue Serie mit [hier den Namen eines beliebigen bekannten Schauspielers einfügen] erst recht? Der Neugierige würde sie alle am liebsten sofort gucken. Hat er ein neues Objekt der Begierde identifiziert, gibt es für ihn fast kein Halten mehr. Er setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um an die DVD zu gelangen oder am Abend ein Stündchen Zeit zu finden für seine höchstwahrscheinlich nächste Lieblingsserie. Der Neugierige ist unglaublich schnell zu begeistern, weshalb er bedenkenlos auf Serienabende eingeladen werden kann. Hauptsache, er kann dort eine neue Perle entdecken. Aber Vorsicht – seine Euphorie kann höchst ansteckend werden.

Welcher Serienfan-Typ seid Ihr? Oder passt Ihr vielleicht sogar in mehrere Schubladen? Ich bin übrigens eine Mischung aus Genießer und Pragmatiker mit einem leichten Hauch Qualtitätsfanatiker. Falls das überhaupt Sinn ergibt… 😉