Meine Schwäche für Mystery- und Science-Fiction-Serien dürfte ja inzwischen hinlänglich bekannt sein. Nachdem dieses Jahr bereits ein Fringe-Rewatch sowie ein Ausflug mit etwas ernüchterndem Ende zu den 4400 stattgefunden haben, ist momentan Heroes die Serie der Wahl. Ob Staffel 3 so gut gefallen hat wie die vorherigen?

Der restliche Beitrag enthält Spoiler zur besprochenen sowie den vorangegangenen Staffeln!

Heroes Staffel 3

Machen wir uns nichts vor: Staffel eins war so großartig, dass es fast klar war, dass diese schwer zu toppen sein würde. Bereits in Staffel zwei zerfasert die Handlung sehr und das, was am Anfang so faszinierend war – die verschiedenen Helden in ihrem Umfeld zu sehen, zu sehen, wie sie ihre Fähigkeiten entdecken und versuchen, die große Katastrophe aufzuhalten – funktioniert schon in Staffel zwei so nicht mehr. Wir kennen die Helden, die Welt wurde gerettet – ja, und jetzt? Jetzt dreht jeder Held meist sein eigenes Ding, es wird wild in der Vergangenheit hin und her gesprungen, Helden entdecken neue Fähigkeiten, verlieren Fähigkeiten, werden von der Regierung gejagt, sterben, halten zusammen oder verraten einander. Sylar gewinnt an Macht und steigt zum unbesiegbaren Superbösewicht auf, dem als Gestaltwandler nun sogar das Weiße Haus offensteht.

Ja, es ist so einiges los in Heroes, Staffel drei und als Zuschauer langweilt man sich nicht, wenn man sich auf die Geschichte einlässt. Man darf sie nur nicht zu sehr hinterfragen. Dann fallen nämlich einige etwas unmotiverte Wendungen auf. Ich denke hierbei an Andos Fähigkeit, die er in einem sehr passenden Moment erlangt oder auch die Wiederauferstehung von Arthur Petrelli, der – wer hätte es gedacht? – ein Schurke ist und passenderweise anderen Helden die Fähigkeiten stehlen kann.

Das klingt jetzt so, als würde mir Heroes nicht gefallen. Stimmt aber nicht. Ich schaue die Serie gerne. Und das hat zwei Gründe:

  1. Die Charaktere: Was die Serie stark macht, sind ganz eindeutig die Figuren. Wenn Hiro mal wieder erfolgreich eine seiner Zeitreisen erledigt hat und mit einem triumphierenden „Geschaaaaafft!“ die Faust in die Luft reckt, muss man ihn einfach mögen. Das gilt auch für Claire, die sich durch ihre Unverwundbarkeit in eine selbstbewusste und starke Person verwandelt und anderen hilft. Und wen die Geschichte um Matt und Daphne nicht berührt, dem kann ich auch nicht helfen. Selbst Sylar zeigt in Staffel drei trotz seiner Machtgier weichere Seiten, etwa wenn er auf seinen leiblichen Vater trifft.
  2. Die Thematik: Heroes greift interessanterweise ganz ähnliche Themen auf wie meine Lieblingsserie Fringe. Beiden gemein ist, dass Identität ein allgegenwärtiges Problem ist für ihre Protagonisten. In Heroes haben die Helden Fähigkeiten, mit denen sie sich manchmal nicht anfreunden oder die eventuell anderen sogar schaden können. Aber selbst wenn sie gut mit ihren Fähigkeiten zurechtkommen, sind sie immer noch anders als 99,9 % ihrer Mitmenschen, machen ihnen Angst oder werden nicht verstanden. Anderssein ist nie einfach, es ist oft ein täglicher Kampf und fordert Opfer. Bei all den Heldentaten stellt Heroes auch immer die Schattenseiten und die Probleme dar, die eine Fähigkeit mit sich bringt. Exemplarisch lässt sich das in Staffel drei an Nathan Petrelli zeigen, der als Abgeordneter den Kampf gegen die Helden unterstützen, dabei aber immer auf der Hut sein muss, damit niemand entdeckt, dass er auch einer ist.

Trotz der manchmal zerfaserten Handlung macht Heroes auch in der dritten Staffel noch Spaß. Tatsächlich hat mir die Wendung am Ende – Matt manipuliert Sylar so, dass dieser denkt, er wäre Nathan Petrelli – richtig gut gefallen und kam für mich auch total überraschend. Das hat mich neugierig gemacht auf Staffel vier und darauf, wie dort weiter mit dem Thema Identität gespielt wird. Ich bin gespannt, wie es mit den Helden zu Ende geht.

Weiterempfehlung: Heroes ist eine spannende Mystery-/Sci-Fi-Serie mit liebenswerten Charakteren und einer interessanten Herangehensweise an das Thema Identität. Auch wenn Staffel zwei und drei nicht an die extrem starke erste Staffel herankommen, ist die Serie nach wie vor sehenswert.

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