Oje, jetzt lag der kleine Blog schon wieder ewig brach. Von null auf hundert hat der Schulalltag nach den Ferien direkt wieder zugeschlagen. Zudem hatte das auserwählte Exemplar Mann seit Silvester Urlaub – letzte Woche Sonntag war sein erster Arbeitstag – und wir haben diese Zeit beide sehr genossen. Es ist schön, wenn man nach der Schule nach Hause kommt und jemand dort ist und wenn einen abends der Duft selbstgekochten Essens vom Schreibtisch praktisch automatisch in die Küche zieht und den Feierabend einläutet. Einfach die Tatsache, dass jemand zu Hause ist, der sich um einen kümmert und der andererseits auch Zeit und Aufmerksamkeit möchte, erdet ungemein. Ich verstehe jetzt, warum all meine Referendarskolleginnen mit Kindern sagen, dass sie nach der Schule ganz automatisch abschalten können, wenn sie etwas mit ihrem Kind unternehmen (auch wenn das dann bedeutet, dass sie den ganzen Abend/die halbe Nacht am Schreibtisch sitzen müssen).

Alleine in der leeren Wohnung beschäftigt man sich oft nur mit Schule und Co. und dann ist es plötzlich 21 Uhr und man war wieder nicht an der frischen Luft oder hat wieder das neue Kuchenrezept nicht ausprobiert und wieder nicht mit der Familie telefoniert. In den Ferien habe ich gemerkt, wie viel ich für das Referendariat aufgegeben habe. Schreiben, Lesen, Serien schauen, häkeln, jeden Tag zumindest einen Moment an die frische Luft gehen. Über den Kontakt zur Familie, die jetzt ewig weit weg wohnt und mit der ich inzwischen höchstens noch einmal pro Woche telefoniere, reden wir hier gar nicht erst.

Aus dieser Erkenntnis resultiert nun eine Einstellung, in der ich meinen Unterricht immer noch perfekt vorbereiten möchte, mir aber klar ist, dass ich das nicht durchhalten kann und dass Anspruch und Wirklichkeit hier nicht zusammenkommen können. Und dass ich einfach keine bessere Lehrerin bin, wenn ich unausgeschlafen, unausgeglichen und unzufrieden vor meinen Schülern stehe. Man muss sich Freizeit nehmen, auch wenn man viel zu tun hat, weil man ansonsten einfach überhaupt gar keine hat.

Und ganz ehrlich: Irgendwie wird ja dann doch immer alles noch rechtzeitig fertig.

Und ganz ehrlich: Es ist nur Schule. Niemand stirbt, wenn die Schüler mal eine Übungs-/Wiederholungsstunde machen oder eine Stillarbeit. Wirklich nicht. Das vergisst man manchmal. Mal sehen, ob ich die nächsten Wochen mit dieser Einstellung besser meistern kann. So wie es vor Weihnachten war, konnte und kann es jedenfalls nicht weitergehen…

Neues aus der Schule

  • Seit Langem hatten wir mal wieder eine Dienstbesprechung in der Schule. Man könnte diese Veranstaltung eigentlich auch „Nörgelstunde für Lehrer“ nennen, denn im Normalfall kommt dort alles auf den Tisch, was irgendjemanden nervt. Am meisten Applaus und Zustimmung gab es für die flammende Hassrede eines Kollegen auf unsere uralten Kopiergeräte, die alle zwei Minuten Papierstau machen und Folien auffressen, die man dann mit spitzen Fingern völlig zerknittert irgendwo aus diesen Monstergeräten herausoperieren darf. Ach so, und natürlich ist eigentlich permanent eines der sensationellen zwei (!) Geräte, die wir besitzen, sowieso kaputt. Zum Glück sind wenigstens Tafeln unzerstörbar.
  • Ich unterrichte in einem Bundesland, in dem ich weder aufgewachsen bin noch studiert habe. Dementsprechend fremd sind mir bestimmte Gepflogenheiten, die für alle in diesem Bundesland sozialisierten Menschen vollkommen normal sind. Zum Beispiel die Vergabe von „Kopfnoten“ (A bis E) für das Arbeits- und das Sozialverhalten jedes einzelnen Schülers. Gibt’s in Schleswig-Holstein nicht. Zudem ist es in Niedersachsen normal, dass man den Schülern ihre Zeugnisnote bereits vorab mitteilt, und zwar bereits bevor man diese offiziell in die entsprechenden Listen einträgt und die Konferenzen stattfinden. Niedersächsische Schüler haben somit einen extrem langweiligen Zeugnistag, wie ich finde. Im nördlichsten Bundesland wurde mir niemals irgendeine Note vor der Zeugnisausgabe mitgeteilt. Das ist komplett unüblich in Schleswig-Holstein. Dementsprechend interessant ist natürlich der Tag der Ausgabe. Ich staune immer wieder über die Unterschiede zwischen den Bildungssystemen.
  • Zum Halbjahr bekommen wir zwei neue Referendare. Ist ein merkwürdiges Gefühl, nicht mehr „die neue Referendarin“ zu sein.

Neues aus dem Unterricht

  • In dieser Woche habe ich nach längerer Hospitationsphase den Unterricht im 12. Jahrgang Spanisch übernommen und werde diesen etwa vier Wochen lang durchführen, inklusive mehrerer kleiner und eines großen Unterrichtsbesuchs. Es handelt sich um einen sehr kleinen Kurs (13 Schüler), der Spanisch als neubeginnende Fremdsprache erst seit der zehnten Klasse lernt. Trotzdem haben viele Schüler ein tolles sprachliches Niveau erreicht, wie ich finde, und alle bis auf einen Schüler (!) haben Spanisch auch als Abiprüfungsfach gewählt. Dementsprechend motiviert gehen die Schüler zu Werke und geben sich im Regelfall in den Stunden viel Mühe, sich aktiv zu beteiligen und etwas aus der Stunde mitzunehmen. Und dementsprechend anstrengend ist es für mich natürlich auch, die Stunden vorzubereiten und durchzuführen. Meine Fachleiterin war auch schon zu Besuch und meine Ausbildungslehrerin und ich fanden die Stunde ziemlich gut. Meine Fachleiterin fand die Stunde…naja, augenscheinlich muss ich noch viel lernen…

Neues aus dem Lehrerzimmer

  • Seit Kurzem hat meine Schule eine Partnerschule in Spanien. Zwei Fachkolleginnen waren kurz vor Weihnachten das erste Mal mit einer Lerngruppe dort. Somit waren 50% der Fachgruppe Spanisch eine Woche lang abwesend (ja, wir sind eine winzige Fachgruppe…), was zur Folge hatte, dass sehr viele fachfremde Kollegen das Vergnügen hatten, Spanischunterricht zu vertreten. Und es waren wirklich viele, denn die beiden Kolleginnen auf Reisen stemmen eigentlich den gesamten Spanischunterricht in den Klassen 6 bis 9 allein. Einen naturwissenschaftlich orientierten Kollegen packte daraufhin zunächst Panik („Oje, jetzt muss ich hier Arbeitsblätter mit denen in Klasse 6 machen, die ich selbst nicht verstehe. Wie soll ich das denn vergleichen?!?), bevor er sich daran erinnerte, dass er ja selbst mal ein Semester in Spanien studiert hatte (!). Wie auch immer man das vergessen kann. Sein Spanisch beschränkt sich aber trotzdem nur auf gastronomisches Vokabular a la „una cerveza, por favor!“. Zu seiner Verzückung fand er dann aber ein Arbeitsblatt zu den Zahlen bis 15, inklusive kleiner Matheaufgaben. Das steigerte die Motivation so sehr, dass er sich eine Liste der Zahlenwörter (uno, dos, tres,…) anlegte (Hoch lebe das Smartphone…), um auch das dazugehörige Zahlenwortesuchbild lösen zu können. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der sich so intensiv auf eine Vertretungsstunde vorbereitet hat und dabei eine derartige Freude hatte. Es war großartig.

Neues aus dem Studienseminar

  • Mein Fachleiter im Fach Pädagogik (der gleichzeitig das Studienseminar leitet) geht nächsten Monat in Pension. Letzten Donnerstag hat er das letzte Mal das Pädagogikseminar geleitet. Niemand von uns wusste, dass es das letzte Mal sein würde, da es hieß, er würde erst Ende Februar aufhören. So waren alle recht überfordert, als er Kaffee und Torten aus dem Nebenzimmer holte, die Tische im Seminarraum zu einer Kaffeetafel umbauen ließ und fragte, ob er seinen Hund (einen alten Golden Retriever), der immer faul bei seiner Sekretärin liegt, dazuholen dürfe. Er durfte. Es folgte eine kleine Rede zu seinem Berufsleben und seinen Zukunftsplänen: „Also, ich hänge das ja nicht an die große Glocke, aber ich bin ja Mitglied im Kreistag. Für die FDP. Eine Partei, mit der man auch keinen Blumentopf mehr gewinnen kann, aber was soll man machen? Das kommt meiner politischen Richtung noch am nächsten. Früher im Studium waren wir ja alle mal links, aber das ist ja auch keine Lösung…“ 😉