Vor einiger Zeit haben Miss Booleana und zuvor auch schon filmschrott fünf Bücher vorgestellt, die für 2014 noch auf ihrer Leseliste stehen. Und schwupps, schon wurde auch ich aufgefordert, doch mal meine Müssen-unbedingt-noch-sein-Bücher für dieses Jahr hier zu präsentieren. Okay, okay, meinen Lesekonsum plane ich zwar eigentlich nicht so akribisch wie mein Serienprojekt, aber man kann ja mal eine Ausnahme machen. Und als Planungs- und Ordnungsfreak habe ich ja sowieso nie etwas gegen Listen!

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1. Heinz Strunk: Fleisch ist mein Gemüse. Eine Landjugend mit Musik. Reinbek 2004.

So geht’s los:Ich hatte Mutter versprochen, endlich unseren winzigen Rasen zu mähen, und nun mühte ich mich an diesem brüllend heißen Augustnachmittag mit den Kanten ab. Bevor ich mir die gesamte Fläche vornahm, trimmte ich immer zuerst penibel die Rasenkanten. So richtig toll wurde es nicht, aber das war nicht meine Schuld, sondern die meines verstorbenen Großvaters, der zu Lebzeiten jede handwerkliche Eigeninitiative seines Enkels mit der Bemerkung ‚Zwei linke Hände und lauter Daumen‘ zu ersticken pflegte. Der alte Despot hatte lieber alles selber gemacht, weil es ihm bei mir zu langsam ging. Die Spätfolgen seiner pädagogischen Konzeptlosigkeit konnte er jetzt posthum besichtigen. Es war ein Trauerspiel.

Ist auf der Liste gelandet, weil…mir Soloalbum von Benjamin von Stuckrad-Barre sowie Faserland von Christian Kracht gut gefallen haben und das Geschreibsel von Heinz Strunk definitiv in eine ähnliche Richtung geht (auch wenn ich es jetzt nicht so richtig als Pop-Literatur einstufen würde). Habe das Buch inzwischen schon zur Gänze gelesen (so ist das, wenn man nicht rechtzeitig zum Bloggen kommt…) und fühlte mich davon bestens unterhalten; ein Buch, das sich einfach angenehm wegliest, dabei aber nicht platt oder anspruchslos ist. Ist wohl eigentlich thematisch auch eher ein Männerbuch, aber sowas hat mich noch nie abgeschreckt und auch hier nicht gestört.

2. Rainald Götz: Rave. Berlin 2001.

So geht’s los:

„…- und kam mir in Zeitlupe entgegen. Ich schaute, wollte, ging und dachte. Ich hatte ein angenehmes Gefühl. Ich könnte mich ja vielleicht schon entscheiden.

>Jetzt ist der Führerschein weg, jetzt schreibe ich schnell das Buch.<

Wirr: Dann stand ich mitten in der Musik. – Schub.

Laarmann hatte sich sofort die Filmrechte an der Schütte-Saga gesichert, für irgendeine Phantasiesumme. Das Geld war eh aus, die Konten gesperrt und die Karten eingezogen.“

Ist auf der Liste gelandet, weil…ich noch nie etwas von Rainald Götz gelesen habe, was für Germanisten ein ziemlich peinliches Bekenntnis ist. In einer Literatur-Vorlesung vor ewigen Zeiten mussten wir uns mal ein Video anschauen, wie der Autor sich bei der Verleihung des Ingeborg Bachmann-Preises die Stirn aufschneidet. Das hat mich nachhaltig schockiert und ekelt mich nach wie vor an. Was ich von dieser Art der Provokation halten soll, weiß ich bis heute nicht. Höchste Zeit also, mal zu schauen, was der Knabe literarisch drauf hat. Rave ist eine Empfehlung von der Leseliste des NDL-Instituts meiner Uni.

3. Daniel Kehlmann: Die Vermessung der Welt. Reinbek 2005.

So geht’s los: „Im September 1828 verließ der größte Mathematiker des Landes zum erstenmal (sic!) seit Jahren seine Heimatstadt, um am Deutschen Naturforscherkongreß in Berlin teilzunehmen. Selbstverständlich wollte er nicht dorthin. Monatelang hatte er sich geweigert, aber Alexander von Humboldt war hartnäckig geblieben, bis er in einem schwachen Moment und in der Hoffnung, der Tag käme nie, zugesagt hatte.“

Ist auf der Liste gelandet, weil…das Buch einer der wenigen Bestseller der letzten Jahre ist, die mich wirklich interessieren. Belletristik ist ansonsten oftmals nicht so mein Fall.

4. Jörg Fauser: Rohstoff. Berlin 2004 (= Jörg-Fauser-Edition II).

So geht’s los:In Istanbul lebte ich meist im Stadtteil Cagaloglu, etwas oberhalb der blauen Moschee. Das Hotel war ein fünfstöckiger Altbau in einer Seitenstraße. Daneben lag eine Schule, und morgens traten die Schulklassen auf dem Hof an und sangen die Nationalhymne. Die türkische Nationalhymne ist recht lang, und wie die Hymne glich auch Istanbul einer Collage, deren Schnittlinien im Unendlichen verlaufen.“

Ist auf der Liste gelandet, weil…in unter 2.) erwähnter Literatur-Vorlesung neben dem schockierenden Götz-Video auch eine Doku über Jörg Fauser gezeigt wurde – einem mir bis dahin gänzlich unbekannten Scriftsteller. Diese Doku war (traurigerweise?) mit das Interessanteste an der ganzen Vorlesung. Besonders der rätselhafte Tod des Autors, der in der Nacht seines 43. Geburtstages als Fußgänger auf einer Autobahn unter bis heute ungeklärten Umständen starb, ist mir im Gedächtnis geblieben und seitdem wollte ich immer mal etwas von Fauser lesen. Für das autobiographische Rohstoff habe ich mich entschieden, weil es als sein Hauptwerk gilt.

5. Patricia Highsmith: The talented Mr. Ripley. New York 1980 (Penguin Crime Fiction-Ausgabe).

So geht’s los:Tom glanced behind him and saw the man coming out of the Green Cage, heading his way. Tom walked faster. There was no doubt that the man was after him. Tom had noticed him five minutes ago, eyeing him carefully from a table, as if he weren’t quite sure, but almost. He had looked sure enough for Tom to down his drink in a hurry, pay and get out.“

Ist auf der Liste gelandet, weil…ich mir das Buch schon vor einiger Zeit für unschlagbar günstige 0,50€ auf dem Büchereiflohmarkt gekauft habe und dieses nun auch endlich mal lesen sollte. Und so ganz ohne englischsprachiges Werk kann ich auch nicht.

Bei der Planung dieser Liste sind mir noch zig weitere Werke eingefallen, die ich auch schon immer mal lesen wollte. Da es mir aber momentan bereits schwer fällt, hier regelmäßig über mein Serienprojekt zu schreiben (Die Masterarbeit! Die Arbeit! Die Zukunftsplanung!), werde ich in Zukunft vermutlich eher selten über meine literarischen Ausflüge berichten. Nichtsdestotrotz hat es großen Spaß gemacht, sich für fünf Bücher zu entscheiden und diese hier zu veröffentlichen. 1/5 davon habe ich bereits geschafft, die anderen 4 nehme ich mir nun in nächster Zeit nach und nach vor. Gut, dass ich zur Arbeit immer eine halbe Stunde mit dem Bus fahre. 🙂